Neueste Weltgeschichte vom Anfange der französischen Revolution bis zum allgemein Frieden

4 Frankreich 1789+

herunter hängenden Halsbinden und entblôßten Häuptern. Nach vollendeter Meſſe, gieng der Zug wieder in derſelben Ordnung nach dem beſtimmten Verſammlungs: ſaal zurú>, Gegen den Haupteingang des Saales, deſſen Deke von 20 prächtigen Sáulen getragen wurde, befand ſich der Königliche Thron , guf der rechten Seite ' des Saals zwiſchen den Säulen ſaß die Geiſilichkeit , auf der linken Seite der Adel und in der Mitte des Saales der Bürgerſtand. Der König eröfnete die Sibßung nit einer Rede vom Throne, die er mit den Worten \<{loß: „Möge cine glü>liche Eintracht ín dieſer Verſammlung herrſchen, und der gegenwärtige Zeitpunkt für das Glück und den Wohlſtand Frankreichs immer unvergeßlich bleiben! Dies iſt der Wunſch meines Herzens und die Belohnung, “welche ih fúr die Aufrichtigkeit meiner Geſinnungen und für die Liebe zu meinem Volke erwarte.” Kaum harte der König den Saal verlaſſen, ſo zeigte ſich auch {hon gleich der Geiſt der Uneinigkeit zwiſchen den Ständen, da der Búrgerſtand es nicht einwilligen wollte, daß jeder Stand ſeine Sißungen abgeſondert halten ſollte, theils weil der Adel dadurch es durchzuſeßen gedachte, daß nach Ständen geſtimmt werden ſolle, und theils, weil der Búrgerſtand ſich dadurch zurücfgeſeßt glaubte; der Adel hingegen behauptete , daß bey allen vorhergegangenen Reichstagen, die Sibungen der Stände abgeſondert gehalten worden wären,

Um dieſen Streit auszugleichen, vereinigte man ſih endlich dieſe Angelegenheit durch eine Commiſſion, von 32 Gliedern, wozu der Adel 8, die Geiſtlichkeit $ und die Bürgerſchaft 16 ernennen ſollte, abmachen zu laſſen. Dieſe trat auh am 19, May in Gegenwart einiger Commiſſarien von Seiten des Königes zuſammen, aber es fonnte eben ſo wenig ein Vergleich zu Stande gebracht werden, Der Bürgerſtand erklärte am 6. Juny, daß fein Stand allein eine Nationalverſammlung ſeyn E

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