Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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9. Februar. Die alte Königin hat nachgegeben; ſie hat die Dönhoff eingeladen und dann ſi<h zu Bett gelegt und geſagt, ſie wäre krank, um bei ihrem eignen Feſt niht zu erſcheinen. 14. Februar. Heute kam es nun do< ſo weit; die alte Königin lud die Gräfin mit dem König ein und ſah ſie wirklich; dieſe ſpielte mit den Herrſchaften Lotto, blieb abex niht zum

Souper. 16, Februar.

Souper bei der alten Königin. Dex König und die re= gierende Königin waren da, aber niht die Schöne, die wieder brouillixt mit dein König iſt, denn ſie zanken fich jeht fort-

während. 19. Februar.

Man ſagt, es ſei Alles zu Ende zwiſchen dem König und dex Gräfin; ſie will niht wieder mit nah Potsdam, ſondern will fort; macht dem König Vorwürfe, daß ex no<h immer

unter dem Einfluß der Riech ſteht. 24. Februar.

Der König hat ſi<h mit ſeiner Gräfin wieder ausgeſöhnt. Zh ſah ſie heute; ſie if ſ<hre>li< verändert, leichenblaß wie eine Todte, geht aber doh Sonnabend zu ihm na<h

Potsdam. 27. Februar.

Die Dönhoff kam heute um ſich bei dex alten Königin zu empfehlen. Sie ſah elend aus und that mix leid. Sie kann gegen die Rieß und gegen Biſchofswerder nicht auffkommen; morgen geht ſie zwax nah Potsdam, aber i< glaube, ſie wird niht lange Einfluß auf den König behalten. Es fehlt ihr durchaus niht an Verſtand, aber ſie iſt zu launig, und der König iſt ſhon ſehx kühl gegen ſie.