Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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24. Januar 1792. Die Dönhoff wurde heute in ihrem Zimmer im Schloß von einem Sohn entbunden; die Solms und die Puttkammer pflegen ſie. 4. Februar.

Jh machte der Dönhoff einen Wochenbeſuch; ſie war

ſehr liebenswürdig, das Kind iſt überaus groß und ſtark. 13. Februar.

Heute war die Taufe bei der Dönhoff. Der Kleine hat vom König den Namen eines Grafen von Brandenburg exhalten und heißt Friedrih Wilhelm.

Die Gräfin Dönhoff ſieht ſehr ſ<le<t aus, aber der König iſ jezt ſehr gut und zärtlich mit ihx und ſie hat ſüperxbe Perlen von ihm bekommen.

13, März.

Es war heute ein Souper bei dex Dönhoff; ſie iſt immer ausgeſucht höflich gegen mich.

19. März.

Die Dönhoff iſt mit dem König nah Potsdam und hat ihr Kind mit. Sie hat dort das Haus von Verdi für 40,000 Thaler gekauft und ihr bisheriges für 30,000 Thaler

an Heiniß verkauft. 20. Funi.

Die Dönhoff iſt plößli<h abgereiſt, und man ſagt, für

immer. 24. Funi.

Jh höre, die arme Dönhoff ift in die unglüſelige Biele-= feld'ſhe Jntrige verwi>elt geweſen und nun begreife ih wohl, daß ſie niht wiederkommen kaun. Dex König ging heute zux Armee ab. Alles weinte, und der Abſchied von ihm war ſehr rührend; er wird troy ſeiner großen Fehler doch ſehr geliebt. Gott wolle ihn zurü>führen.