Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

— 144 —

konnte mehr durch die genaue Kenntniß aller Sitten und Pflichten, aller äußeren Formen und Traditionen des Königlichen Hofes, und zugleih dux ihre ſeltenen Herzenseigenſchaften das unbedingte Vertrauen des Königs rechtfertigen, als Frau von Vosſ? — Noch in dex Trauer um ihren Mann und mit Geſchäften zur Regelung der Vermögens=verhältniſſe und der Neueinrichtung der Adminiſtration der Güter überhäuft, lehnte Frau von Vosſ zwar anfangs die Berufung des Königs auf das Entſchiedenſte ab; Friedrich Wilhelm II. jedoch ließ ſi< niht abweiſen, er verfolgte ſeinen Willen der vertwittweten Oberſthofmeiſterin gegenüber mit einer Art huldvollen Eigenſinnes, redete ihr zu, entkxäftete ihre Gegengründe, und nah längerem Hin- und Hexrſchreiben - beſtimmte er ſie endlih doch, ſi<h ſeinem Wunſche zu fügen und die in Rede ſtehende Stellung anzunehmen. Ein Brief des Königs, der ſih noh vorfindet. behandelt dieſe Sache als eine nunmehr abgeſchloſſene. Er datirt denſelben aus dem Hauptquartier Türkheim vom 6. Auguſt 1793: Madame,

J'ai reçu avec votre lettre du 27 Juillet les marques de l’ordre de l'aigle rouge dont j'avais décoré votre défunt mari. Je regrette sincèrement qu'il n’ait pu porter plus longtemps cette marque de mon éstime, et ma façon de penser à s0n égard vous était trop connue pour que vous doutiez de la part que j’ai prize à votre affliction. Du reste vous ferez très bien, comme vous le dites, d’écrire à la future princesse Royale et de lui faire part vous même du choix que j’ai fait de vous pour remplir auprès d’elle la place de grande-maitresse. Cette attention ne pourra que lui faire plaisir et la préparer d’avance à l’amitié que,