Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Troh deſſen ging er in's Theater, aber ach, er hat gar keinen Athem, immex den Mund offen und iſ in einem wahrhaft ſ<hue>lichen Zuſtand! — Vom Theater aus ging er in ſeine Gemächer und ſoupixte mit der Gräfin, welche niht beim Thee erſchien. Wir foupirten im Schloß und fuhren gegen 11 Uhr weg, der Weg war nicht gut, doh kamen wir um 1Uhr an. 8. October. Man ſagt, dex König ſei unverändert, eher ein bis<hen beſſer, aber was will das ſagen! : 9. October. Haugwitz ſagte mir, daß ex beſſere Nachrichten vom König habe. Gott wolle ihn behüten.

¡ 11. October. Sehr \{<le<te Nachrichten vom König; ach, ih bin außer mix vor Angſt um ihn! — Ex exkennt kaum mehr ſeine

Umgebungen. Die Gräfin iſt immer bei ihm und keins ſeiner Kinder darf zu ihm kommen; iſt das niht fux<htbar! Der fleine Prinz Wilhelm hat ſehr ſtarkes Fieber in Folge der Pocken, die man ihm eingeimpfſt hat. Die Oranier kamen zum Souper, aber Alles iſ voll Sorge und Trauex um ‘den König. 12. October. J< bin in tödtlicher Angſt um unſern armen theuren König, dex ganz ohne Beſinnung und furchtbar krank ſein foll. Man hat Braun und Sell noh zugezogen. Mein Zimmer wird den ganzen Tag nicht mehx leex von Anfragenden, was mir ſ<re>li< iſ. Abends waren wix bei der Königin, weil die Prinzeſſin von Baden wieder von Stralſund angefommen war, doh war nur die Königliche Familie da. Braun kam vom König, und ſagte, er ſei ohne Hoffnung,