Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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ſ{<hönes Geſchenk, das Portrait des Königs in Bernſteir gefaßt, an einer Bernſteinkette. Um 3 Uhr ging es weiter, um 6 Uhr waren wir in Lauenburg; dex Graf Gurowsky, der ein bis<hen wunderlich. ſcheint, wollte die Majeſtät be-= reden, bei ihm zu wohnen; aber es roh zu ſhle<t in dem Hauſe, und ſo wurde die Königin beim Burgemeiſter einquartirt und die Viere> und ih jede in einem andexen Häuschen. 30, Mai.

Um 9 Uhr von Lauenburg weiter, die Stadt iſt nicht hübſch. Wir reiſen immerwährend, begleitet von einer Maſſe Menſchen, die ſi überall erneut; es wurde heute unterwegs angehalten, um Toilette zu machen und dur das Gehöft von Brünne> durchgefahren, was ſehr hübſ< iſ. Eine Meile vor Danzig war ein Zelt aufgeſchlagen, in dem eine Deputation uns erwartete; auh Maſſow und der Miniſter Schrötter waren dabei. Als“ wix in Danzig einfuhren, donnerten die Kanonen und die Schiffe hatten alle geflaggt, die im Hafen lagen. Die Stadt ift groß und reinlich, in den Straßen wogte eine dichtgedrängte Menſchenmenge, die mit FJubelxufen die Königin empfing. Wix wohnen im Haus des Gouverneuxs General Kalkreuth, der uns entgegen ge=ritten kam; ſeine Frau empſing uns im Hauſe und wax ganz unerträglih. Der König fam erſt um 8 Uhr herein, ein bishen übler Laune von dem unaufhörlichen Vivat-= Schreien, und glei<h nah dem Souper ging Alles zu Bett.

31. Mai.

Gegen 2 Uhr fuhren wir nah Oliva, na<dem twix vorher die Revue der Truppen mit angeſehen hatten. Jn Oliva großes Diner; die Baulichkeiten ſind wundervoll -