Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

— 282 —

Königin ab. Wir hatten kein Diner unterwegs, aber frühſtü>tten unter einem Zelt beim Grafen Lubinsky, wo auh alle ſeine Verwandten waren, deren Namen ih niht mehr weiß. Von da an fuhren wir den ganzen Tag immer weiter, überall auf unſerem Wege feſtlih begrüßt, mit Erfriſchungen, mit Ehrenpforten, Deputationen und Blumenſpenden erfreut und empfangen. Bei Radziwill's angelangt, der uns mit ſeinen vier Söhnen ſchon weithin entgegen gekommen war, fanden wir eine ſ{höne Collation. Nach dem Eſſen fuhr man na< Arkadien, einem entzü>enden Aufenthalt, wo ein Tempel von Kryſtall für die Königin erbaut worden war. Mitten im See war eine reizende kleine verzauberte Jnſel, an ſeinen Uférn ein Gehölz voller Spazierwege, Monumente, Waſſerfälle, Grotten und Ueberraſchungen ohne Ende. Wir ſoupixrten ſpät und reiſten den 19 Juni um neun Uhx früh weiter nah Petrikau. Auch heute überall unterwegs empfangen von Deputationen, Muſik, Fahnen und Blumen im Ueberfluß. Das Städtchen Petrikau iſt niht übel; wix ſoupirten früh und blieben hier über Nacht. 20. Juni. Um neun Uhr wieder in den Wagen und erſt um aht Uhr Abends in Celtitſcheff bei einem polniſchen Staroſten, Namens Bettri, angelangt. Hier ſprach faſt Niemand deutſch, es war langiveilig und unreinlich. 21. Juni. Dem Himmel gedankt, als wir um neun Uhr weiter konnten. Diner in Kempen, wo die Juden, die hier überall die Hauptrolle ſpielen, eine hübſche Tafelmuſik beſorgt hatten;