Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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zahl und hatten die Uebermacht gegen ſich. Die ganze Armee ſteht im Lager und in Bivouaks, die Prinzen von den ver= ſchiedenen Corps kamen heute auf eine Stunde hierher; wir aßen mit Prinz Carl, dem Prinzen von Coburg und dem von Caſſel. Das Hauptquartier iſ jeht hier in Weimar; unſexe Majeſtäten wohnen im Cavalierhauſe und wir An-

deren im Forſthauſe. 12. October.

Heute aßen wix mit dem Weimaraner Hof und den

Prinzen, die wieder vom Lager hereinkamen. 13. October.

Ein fur<htbarer Tag. Wir erhielten die Nachricht, daß die Armee aufbreche, um dem Feind entgegen zu gehen. Die Königin, die Viereck, die Tauenzien und ih reiſten ab auf der Straße nach Auerſtädt zu. Plöylich ließ der Herzog von Braunſchweig uns ſagen, wir müßten wieder umkehren, da in jener Richtung am folgenden Tage eine Schlacht er= wartet werde. Das war ein furhtbarer Augenbli>, Wir fehrten nah Weimar zurü>; General Rüchel kam ſelbſt, um zu ſagen, nah welcher Richtung wix fahren ſollten.

14. October.

Um 5 Uhr früh reiſten wir zum zweiten Mal von Weimar ab in dex tödtlichſten Angſt und Unruhe um das Geſchick des Heeres und der Unſeren! — Bailloz, der Lieu=tenant Jagow und 60 Maun eskortirten uns bis Langen= ſalza. Jn Crfuxt ſahen wir no< einen Moment Haugwiß und Luccheſini. Abends kamen wix nah Heiligenſtadt; der geſchloſſene Wagen der Königin wax unterwegs zerbrochen ; ſie fuhr in dem offenen Wagen von Buh und tix fuhren mit den Kammexrfrauen. Spät in dex Nacht kamen wir an und übernachteten bei einem Kammexrſecretaix.