Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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15. October. Weiter gereiſt noh immer in demſelben Wagen wie geſtern, da der der Königin hier zurübleiben mußte. Nicht die geringſte Nachricht von den Truppen. Plößlich kam ein Poſtſecretair geritten und ſchrie überlaut, die Schlacht ſei gewonnen. Spät Abends trafen wir in Braunſchweig ein. 16. October. Um 5 Uhr früh weiter gefahren bis Tangermünde. Die Königin iſt Gottlob wohl. 17. October. Von Tangermünde na< Berlin. Ein Feldjäger kam und brachte die furchtbare Nachricht, daß die Schlacht verToren ſei. Er ſagte, die tödtlihe Verwundung des Herzogs von Braunſchweig habe das Unglück herbeigeführt. Graf Schulenburg erwartete die Königin ſhon im Palais, um ihr zu ſagen, daß ſie bereits am nächſten Morgen nah Stettin weiter gehen müſſe. 18. October. Die Königin reiſte mit den beiden Hofdamen ab. Jh blieb hier, um einzupa>en und zu ordnen, was no< möglich iſt. Abex wie wenig kann man fortſchicen; das Meiſte muß doh hier bleiben. Man ſagte, der König werde ankommen,

aber ex kam niht. 19. October.

Früh 6 Uhr reiſte auh i<h ab. Man ſagte mir, die wenigen noh hier ſtehenden Truppen müßten eilends fort, weil man die Franzoſen bereits erwarte. J<h fuhr dur Bernau, Neuſtadt und Angermünde; in Schwedt mußte ih mich im Schloß einquartieren, da ih ſonſt nirgends unterfommen fonnte. Hier fand ih die Prinzeſſin Wilhelm und die Dorville.