Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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2, November.

Die Prinzeſſin Solms iſ abgereiſt. Wix exwarten “ nur die Rückkehr des Feldjägers, um daſſelbe zu thun. Eine Stafette der Königin kam, um zu ſagen, daß ſie nah Graudenz zurü>kehre, daß Hohenlohe gefangen ſei, daß die Franzoſen die Oder überſchritten hätten, mit einem Wort ſie ſchreibt troſtlos! — Ferner ſagt ſie, daß Jérome König von Preußen und Polen werden ſolle. Jh fürchte, Napoleon wird uns Alles, auh das lette entreißen.

Der Baron Krüdener kam, um den König zu ſuchen und reiſte Abends weiter nah Graudenz. Die kleine Prinzeſſin Alexandrine iſt ſehr krank, ih fürchte es iſ die Ruhr. Gott überhäuft uns mit Kummer! — Die Oranier und der Prinz Heinrih ſind angekommen. Man ſagt, Stettin habe ſih ergeben.

9. November.

Ih ſchi>te eine Stafette an die Königin, da die kleine Prinzeſſin wirklich die Ruhr bekommen hat und bereits ſehr krank und ſhwa< iſt. Die anderen Königlichen Kinder reiſten heute na<h Königsberg ah. Die Prinzeſſin Wilhelm iſt eben von einex Tochter entbunden worden. Arme Prinzeſſin, in welcher Lage! Gott häuft unſere Sünden auf unſer Haupt und ſucht uns heim mit großer Trübſal! —

4. November.

Dex Feldjäger kam aus Graudenz zurü>; die theure, unglü>lihe Königin if außer ſi< wegen der kleinen Pringeſſin! — Jh ſchrieb ſogleih wieder an ſie. Stettin hat ſih ergeben und man ſagt, Küſtrin ebenfalls; — das iſt wahre Niederträchtigkeit. Man hört no< nichts von Frieden. Die Königin glaubt, daß der Kaiſer Alexander