Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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13. November. Mittags eſſe ih mit den Königlichen Kindern und Abends ſind ſie immer bei mix. Napoleon ſucht in Polen eine Revolution zu erwecen, er iſ ein Ungeheuer! — Gott wolle ihn vernichten. 14. November. Hardenberg und Major Bronikowsky kamen von Graudenz an; ſie ſollen Alles ſammeln und zuſammenraſſen, was noh von Truppen im Lande iſt, um den Reſt unſerer Armee zu den Ruſſen ſtoßen zu laſſen. Gott wolle nux, daß wix hier bleiben können. Jn dieſer Jahreszeit und bei dieſem Wetter wäre es mit den armen kranken Kindern ſ<hre>i<, noh weitex zu müſſen. Die Königin ſchrieb an die Prinzeſſin Solms einen fux<htbar traurigen Brief. 15. November. Man ſagt, die Majeſtäten gehen nah Oſterode. 62000 Ruſſen haben ſih mit dem Reſt unſerer Truppen, der noh hiex in der Provinz ſteht, vereinigt. Der kleine Prinz Carl iſt fxänkex und macht mix große Sorge; ex hat ein ernſtes Nervenfieber. 16. November. Jh hatte einen Brief der Königin, ſie ſ{hreibt ſehr gebeugt. Die Poſener haben ſi<h der Fnſurrektion angeſchloſſen, aber die Bromberger niht. Die Majeſtäten haben Graudenz nicht verlaſſen. Man ſpricht von Frieden, — was foll aus uns werden? — Barmherziger Gott, hilf, ah hilf uns! — Hufeland iſ bei der Prinzeſſin Wilhelm in Danzig geblieben; ih ſhi>te eine Stafette an ihn, um zu ſagen, daß er für den kleinen Prinzen Carl herkommen müſſe. 17*