Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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eine alte, alte Frau, die bald ihr achtzigſtes Jahr erreichen wird. Jhr Herz iſt erfüllt von dem Gefühl innigſten Dankes gegen Alle, die während der Zeit ihrer Pilgerfahrt auf Erden die Empfindungen der Liebe und Zärtlichkeit im ihr exwe>t haben, welche no< heute ihr Herz erfüllen und nie in ihr erlöſchen werden! —

Es hat Gott gefallen, ſie lange am Leben zu erhalten; Ihm bringt ſie in Demuth ihren Dank dax, und ſegnet und preiſt auh die ſchweren Wege, die Sein heiliger Wille ſie geführt hat. Zuweilen waren es ſehr bittere und dunkle Wege, aber ſie waren dex Seele heilſam und heilbringend! Das eine Glück aber ward ihr zu Theil, geliebte Kinder zu beſitzen, deren Liebe alles Gute, das ihr geworden, verdoppelt, alle Leiden, die ſie exfahren, für ſie gelindert hat.

Jn der erſten Jugend ſhon an den Hof gekommen, dem ſie noh heute angehört, dex damals ein überaus ſtatt= licher und glänzender war, iſt ſie dem Königlichen Hauſe dur ihr ganzes langes Leben hindurh ſtets auf das Fnnigſte und Treueſte ergeben geblieben. Sie hat die Regierung und die Großthaten cines Königs geſehen, der die gefahrvollſten Kriege ſiegreih beſtand, obgleich die Menge und die Ueber= macht der Feinde, die ſeinen Untergang geſhworen hatten, ſo groß war, daß es ſchien, als müſſe ſein Reich unwieder= bringlih untergehen. Aber ſeine Größe war niht blos, daß er ſi ihrer exwehrte und ganz allein und unverzagk gegen eine Welt voll Feinden ſtand, auh was ex verlor, erkämpfte ex zurück und ward mächtiger als ex geweſen war. Unbeugſam feſt wax ex und ſtandhaft, und in einzelnen Augenbli>en ſogar erhaben und bewunderungswürdig. Und neben alle dem baute ex no< Paläſte und häufte einen