Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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ſtanden, ebenſo wie Dohna-Schlobitten und Korff für den Adel. Der Geheimrath Buchholy, Frei, Greim, Krauſe, Alle aßen mit an dem exſten Tiſche. Nach der Tafel wurde mir im Zimmer dex Königin das Kind übergeben und ih brachte es dex Prinzeß Wilhelm, die es hielt, auh Prinz Heinrich und Radziwill waren Pathen; die kleine Prinzeß Heißt: Louiſe Auguſte Wilhelmine Amelie.

Wir waren in runden Kleidern und Tunika's — zu meinem Bedauern. Am erſten Tiſh waren von den Hof<hargen nur i<h und die Hofdame vom Dienſt. Die Prinzeß Wilhelm bekam eine Anwandlung von Ohnmacht, die jedoch raſh vorüber ging. Die Berg aß allein mit der Königin. Am Abend reiſte Stein mit Stägemann na< Berlin ab.

22. März.

Geburtstag des lieben jungen Prinzen Wilhelm. Jhm zu Ehren Abends Soirée bei den jungen Prinzen. Die Königin geht tägli<h mit dem König ſpazieren, und ih mit der Berg. Wittgenſtein reiſte heute leider nah Berlin zu-= rüd; er war ſeither ſo viel bei mix, ih werde ihn ret vermiſſen. Alle Nachrichten ſind traurig und werden immer trauriger; es hängt ja Alles von der Willküx Napoleon's ab — das iſt zu hart. — Was ihn cexbittert, iſ, daß die Großfürſtin Catherine ihn ‘niht heirathen will. Das iſt eine Prinzeß, die man achten muß und die feſt zu ſein ver= ſteht; ah, verſtände ihr Bruder es nux auh ſo gut. Wenn die Vorſehung nur dem verbrecheriſchen Leben dieſes Corſen ein Ziel fegen wollte, ſo wäre Alles gut, und wir würden alles Verlorene uns wieder erringen. Ex iſ zu \<le<t, um ein anderes Motiv zu kennen, als das der Hab=