Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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muth ſo harte Proben beſtanden hatte, ſeine Lage mit tiefem Schmerz als eine faſt hoffnungsloſe ſchildert. . „Die Gefahr“, ſagt ex darin, „hat nur eine andere Geſtalt angenommen, aber noh iſ nichts entſchieden. Jh ver= zehre mi langſam; ih bin wie ein Körper, dem täglich einige ſeiner Glieder entriſſen werden. Dex Himmel wolle uns bei= ſtehen! — es iſ uns ſehr nöthig. Sie erinnern mi<h immer an meine Perſon, abex Sie ſollten ſi< vor Allem ſagen, daß es niht nöthig iſt, daß ih lebe, wohl abex daß ih meine Schuldigkeit thue und für mein Vaterland kämpfe um es zu retten, wenn dies no<h mögli< iſt. Sie können ſih keinen Begriff von den entſeßlichen Mühſeligkeiten machen, die ‘wir ertragen; dieſer Feldzug übertrifft darin alle unſere früheren und bisweilen weiß ih niht, wohin ih mi< wenden ſoll. Meine Heiterkeit iſt längſt mit all’ den lieben theuxen Freunden begraben, an denen mein Herz ſo feſt hing. Traurig und voller Shmexz iſt das Ende meines Lebens, — vergeſſen Sie Fhren alten Freund nicht, lieber Marquis! ....“ Und in einem ſpäteren Schreiben an d'Argens vom 28. October, kurz vor dex Schlacht bei Torgau, ſieht man ſogar den Gedanken an cine völlige Vernichtung dem bedrängten E vox Augen treten. e“, ſagt ex in dieſem Briefe, „werde ih den Augenbli> 6 der mich zwingt, einen ſ<hmachvollen Frieden zu ſchließen, und kein Beweggrund dex Welt wird im Stande ſein, mich zu zwingen, meine eigene Schande zu unterzei{h= nen. Entweder i< komme unter den Trümmern meines Vaterlandes um oder, findet das Geſchi> das mich verfolgt dieſen Tod noch zu ſüß, ſo werde ih mein Unglück endigen, wenn es niht mehx möglich iſt, es mit Ehren zu ertragen.