Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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erwartet ankommen zu ſehen, war ſehr groß, um ſo mehr, da ih gar niht geahnt hatte, daß ſie mix dieſe Gnade erweiſen wollte. Abends war ih an Hof, blieb aber niht lange, weil mein Mann zu ſchreiben hatte und niht mit da var. 29, November.

Den Abend, wie immer, an Hof, wo die Geſellſchaft ziemlih zahlrei<h war. J< ſpielte Tarok mit der Prin- zeſſin, dem Prinzen von Preußen und dem Prinzen von Naſſau und ſaß beim Souper neben der Königin.

30. November.

I< ging mit dex Prinzeſſin ſpazieren und aß dann mit ihr und ihren Damen zu Mittag. Nach Tiſch ließ ſie meine Kleine holen, deren Munterkeit ſie zu unterhalten ſchien. Dann las ſie mir die Tragödie Zaire vor und ſpäter muſizirten wix zuſammen. Zum Souper kamen ihre Damen wieder und wix waren ſehr heiter und aufgeräumt, denn die Prinzeſſin iſ wirkli<h unwiderſtehli<h heiter und liebenswürdig. 4, December.

Jh las in den Briefen dex Königin Chriſtine von Schweden und war Abends wie immer an Hof, ſpielte mit Bella Vea, dem Prinzen von Preußen und Lehndorff. Der engliſche Geſandte, Mr. Mithell kam hin und die Königin empfing ihn ſehr gnädig. Er kommt von Glogau und will wieder zum König gehen, der jezt na<h Sachſen aufgebrochen ift.

5, December.

Abends bei dex Prinzeſſin; ih fand zwei eben angefommene Engländer dort, den Baronet Ruet und Lord Hope,