Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

AG

viel mit dem Prinzen von Naſſau über die Prinzeſſin und ermahnte ihn zur Vorſicht. 4. Februar.

Abends an Hof. Die arme Königin war von einer fur<htbaren Laune und ſagte ganz verzweifelte Sachen. Dieſe Uebellaunigkeit iſt ein ſ<hre>licher Fehler bei ihr. JFmmer will ſie, daß alle Welt ihr ſ<meiheln und ihr in allen Dingen Recht geben ſoll, und das macht jedes Geſpräch mit ihr eben ſo peinli<h als unangenehm.

8. Februar.

Die beiden Damen dex Divina waren bis zum Eſſen bei mix, dann fuhren wix Alle zum Diner zu Finkenſtein, wo ſehr viel Menſchen waren; au< Gemmingen, Nugent, Humboldt, Geuderx und viex neu angekommene Oeſterreicher. Nach Tiſche kamen no<h mehr öſterreichiſche Offiziere, welche ſi< uns vorſtellen ließen, und dann ſpielte Alles Pharao. Die Königin wax auch da und machte bei Tiſch einige ſehr heftige Aeußerungen wegen der ungünſtigen Urtheile und Gerüchte, die man über ihren Hof verbreite. Jh weiß nicht, vas ſie anders meinen. kann, als einige alberne Klatſchereien hier im Ort, die man gax niht anhören und noch weniger beachten ſollte. Sie hörte jedo<h niht auf zu ſ{helten und zu deflamiren, daß die Leute, welche die meiſten Aufmexkſamkeiten von ihr empfingen, ſi< am lauteſten über ſie luſtig maten und mo>irten; kurz, ſie ſagte leider eine Menge Dinge, die uns Alle in Verlegenheit ſeßten und die ſi< wenig füx eine Königin ſchi>en. Jh ſpra<h mit der guten Kneſebe> von dex Toute-divine und dem Prinzen von Naſſau. Ex iſt zum Todtſchießen verliebt in ſie und wenn ſie ſich niht in Acht nimmt, ſo kann die Leidenſchaft dieſes