Otočaner Regiments-Geschichte : vom Ursprung dieser Gegend, ihrer Bevölkerung und ihrer Schicksale : in zwei Bänden und drei Hauptstücken

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Kurz auf einander folgten die welterſhütternden Nachrichten: „Ludwig Philipp habe den Thron verloren, und in Wien ſei die Konſtitution ausgerufen.“ Dieſe beiden Nachrichten gab auch der greiſe Feldmarſchall Radetzky in einem Tagsbefehle fund.

Am 18. März Mittags bemerkte man in der Stadt eine ungewöhnliche Bewegungz alles lief durcheinander; Häuſer und Kaufläden wurden verſchloſſen; abenteuerlihe Geſtalten zogen dur< die Gaſſen; Straſſen und Plätze füllten ſich ſchnell mit dem Volke, bewaffnet mit Pi>en, Schwertern , Spießen und Hellebarden; Häuſer wurden beſet, Thöre und Gaſſen verrammelt, und Redner riefen von Gerüſten zum Kampfe auf. Das Sturmgeläute er= tönte gleih darauf in der Stadt, und die Trikolore wehte vom Dome herab.

Nun erdröhnten die für den Fall des. Auſſtandes beſtimmten ſechs Kanonenſchüſſe von den beiden Kaſtellthürmen in den beſtimmten Pauſen, worauf Geſchüg und Raketen-Batterien in aller Eile vor das Kaſtell auffuhren, und der größte Theil der darin befindlichen Truppen, darunter das Otoëaner Bataillon, zog gleichfalls vor dasſelbe. Marſchall Radelzky fam mit (gam Stabe aus der Stadt, und nahm im Kaſtelle ſein Hauptquartier.

_Eine Kompagnie des Otoëaner Bataillons, nebſt dem bis dahin genannten Sardinien- nachher Radetzky - Huſaren - Regimente bildeten gegen die Stadt die Vorpoſten, und erhielten Befehl, Niemanden heraus paſſiren zu laſſen. Eine halbe Viertelſtunde darauf jagten mehrere Kutſchen aus verſchiedenen Gaſſen der Stadt gegen den Corso, und als ſie auf den Zuruf der Vorpoſten nicht hielten, gaben dieſe Feuer. Getroffene Pferde ſtürzten oder bäumten ſi<, während der Mitgeſpann erſchre>t quer feldein, davon zu rennen verſuchte. Die Huſaren ſprengten dergleichen Wägen nach, ſchoſſen ihre Piſtolen gegen die Kutſcher oder hieben auf dieſe ein.

Der Wachpoſten beim Gouvernementsgebäude ward durch die Inſur= genten niedergemacht, und wo ſih Soldaten zeigten, goß man auſ ſie ſiedendes Öhl und Waſſer, und- warf Ziegeln auf dieſelben. Die in der Stadt befindlichen Wachen mußten retiriren. Einzelne Züge bildeten vor den nach verſchiedenen Richtungen marſchirenden Bataillonen die Avantgarde, wurden zur Bede>ung der nah allen Seiten fahrenden Geſchüge und zur Heraus= bringung der in der Stadt gebliebenen Kaſſen, Offiziers-Bagagen und Familien, dann Beſchießung der gegen den Corso ſtehenden Häuſer verwendet, und das Bataillon war dadurch ſo zerſtückelt, daß öfter kaum eine Diviſion bei der Aufſtellung vor dem Kaſtelle ſich befand.

Eine halbe Kompagnie, unter Kommando des Lieutenants Tosef Belloberg, war zur Bede>ung des Geſchüßes beſtimmt, welches zur Auſgabe