Otočaner Regiments-Geschichte : vom Ursprung dieser Gegend, ihrer Bevölkerung und ihrer Schicksale : in zwei Bänden und drei Hauptstücken

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tilleriſten fielen an jedem der erſtgenannten Tagen allein gegen 800 Bomben in die Feſtung.

Der Jammer der Einwohner war unbeſchreiblih; der größte Theil von ihnen hatte ſih, mit ihrem Pfarrer an der. Spigze, in zwei unterirdiſche Poternen verkrochen, und hier hielten ſ{< Männer, Weiber und Kinder, alt und jung auf, und wagten ſi<h niht einmal zur Verrichtung ihrer Nothdurft hinaus, denn zwei von ihnen wurden durch die herabhageinden Geſchoſſe auf der Gaſſe jämmerlih erſhlagen. Der Feſtungs-Kommandant, die meiſten Offiziere und Beamte mußten in die ohnehin mit Kranken und Bleſſirten überfüllte, übelrie<hende Rocca ziehen, wohin ſi<h au< ein Theil der Einwohner flüchtete. Doch ſelbſt dieſes ſogenannte bombenfeſte Gebäude hatte nur eine halbe Erdſchichte auf dem oberſten Sto>, und Bomben ſ<lugen auch hier. :

In dieſen ſe<s Tagen wurden getödtet: 2 Artilleriſten, 6 Mann von den Sluinern und 3 von den Dtoëanern; verwundet: 3 Artilleriſten, 4 Sluiner und 18 Dioëaner; vom Fort Mandella deſertirten zum Feinde 2 Kanoniere und 9 Geſchüze wurden demontirt.

Um die ohnehin erſchöpfte Garniſon no< mehr zu ermüden, rü>ten allnächtlih feindlihe Kolonnen unter Vorſendung ihrer Plänkler gegen die Vorwerke, und beunruhigten ſie unter dem Schuße ihres Geſchüßfeuers und Begünſtigung der Gegend auh des Tags.

Am 26. Maï ward um 2 Uhr Nachmittags das feindliche Feuer eingeſtellt, und es erſchien der piemonteſiſhe Artillerie- Major La Marmora als Parlamentär vor der Feſtung, und forderte im Namen des Königs Carl Alberto von Sardinien, deſſen zweiter Sohn Ferdinand, Herzog von Genua, als Artillerie-Kommandant die Belagerung leitete, ih ſih in Cavalecaselle aufhielt, den Plag zur Übergabe unter der ehrenvollen Bedingung des freien Abzuges der Garniſon mit Waffen und Gepä>; derſelbe wurde mit verbundenen Augen in das Kaſtell der Feſtung geführt und ſeine Füſſe ſtießen bei jedem Schritte an Trümmer und Schutt. Die armen Einwohner warfen ſih ihm, um Gnade flehend, zu Füſſen, ſchreiend, daß ſie Hungers ſterben müßten.

Der Parxrlamentär theilte im Namen des Herzogs von Genua Nachrichten ‘über die politiſche und militäriſ<he Lage Öſterreichs unter feierlicher Verſicherung der Wahrheit derſelben mit, welche eine baldige Vorrückung der öſterreichiſch - italieniſchen Armee und ſomit einen - baldigen Entſag Pesciera’s niht hoffen ließ; er zeigte einen vom piemonteſiſchen Geſandten an den König eingegangenen Bericht, daß Seine Majeſtät, der Kaiſer von Öſter-