Otočaner Regiments-Geschichte : vom Ursprung dieser Gegend, ihrer Bevölkerung und ihrer Schicksale : in zwei Bänden und drei Hauptstücken

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reich, am 17. Mai Wien verlaſſen, und ſih_in eine deutſche Stadt entfernt,

und daß überhaupt in Öſterreich revolutionäre Bewegungen Statt gefunden

haben.

Hierauf wurde eine Friſt und Waffenruhe zur Überlegung einer Antwort auf jene Aufforderung bis auf den nächſten ‘Tag, den 27. Mai 2% Uhr Nachmittags, zugeſtanden.

In dem an dieſem Tage um 9 Uhr Vorniittags beim Feſtungs-Komman=danten diesfalls. gehaltenen Kriegsrathe ward vor allem die Lage der Feſtung und jene der feindlichen Batterien, dann die Wirkung deren Projektile, ends lich das für die Vertheidigung der Feſtung bisher geleiſtete nebſt folgenden Umſtänden überlegt:

1. Die Feſtung Pesciera war mit dem Nöthigſten niht verſehen, um die Hoffnung auf eine längere Haltbarkeit derſelben geben zu können.

2. Die Vertheidigung dreier Vorwerke mit 24 Kompagnien, der innere Feſtungsdienſt, wozu noch alltägli<h 40 bis 50 Mann zur Arbeit bei der Artillerie gegeben werden mußten, ferner die Komplettirung der GeſchüßBedienung, da pr. Geſchüß kaum ein Kanonier vorhanden war, ſteigerten den Dienſtſtand derart, daß eine Ablöſung durchaus nicht Statt finden fonnte, ja ſelbſt der beim Tage von ‘den Vorwerken abgelöſ’te geringe Stand mußte unmittelbar in derſelben Nacht zur Bereitſchaft verwendet werden, und ſo gelangte der Mann durch einen Zeitraum von fünf Wochen nie zu einer no< ſo kurzen Erholung, Und denno< war alles vom beſten Geiſte beſeelt.

3. Die Armirung der Feſtung nahm ſehr viele Mannſchaft in Anſpruch, denn wie bereits im Eingange der Pesciera’s Geſchichte geſagt, ſtanden beim Einrücken des Bataillons in dieſelbe, nur wenige Feldgeſhüße von kleinem Kaliber auf den Wällen.

4. Theils die ſhle<te Nahrung, theils die AGL iG Anſtrengungen hatten die Zahl der Kranken ſehr geſteigert, und mit ſeltener Hingebung befand ſi<h Tag und Nacht die Garniſon ganz ohne Ablöſung der Offiz ziere und der Mannſchaft auf den Feſtungs8werken.

5. Die Demontirung der Geſhüßze war beſonders in der letzteren Zeit be= deutend, und die Laffetten, an denen ein geringer Vorrath vorhanden war, waren in wenig brauchbarem Zuſtande.

6. Eben im wichtigſten Momente, als der Feind mit wirklihen Laufgräben der Feſtung ſih zu nähern anfing, war an der weſentlihſten Munition, Granaten, Kartätſchen und Brandröhren Mangel eingetreten. Während der anhaltenden Beſchießung hatten wir über 20,000 Schüſſe gemacht,