Otočaner Regiments-Geschichte : vom Ursprung dieser Gegend, ihrer Bevölkerung und ihrer Schicksale : in zwei Bänden und drei Hauptstücken

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der Feind machte aber viel mehr als das Doppelte deſſen, und warf allein gegen 3,000 Bomben in den Ort.

7, Von der Armee abgeſchnitten, in einem inſurgirten Lande, beim Mangel an Lebensmitteln und jeder Ausſicht auf einen Entſaß, und ohne die geringſte Nachricht von unſerer Armee zu erhalten, war die Lage der Garniſon hoffnungslos. Ein großer Theil lag krank darnieder, das kleine Spital füllte ſi< mit Verſtümmelten und ſ{hwer Bleſſirten, ihre Anzahl belief ſih auf 130.

Ein Oberarzt (Dr. Eduard Wache) mit ſehr wenigen Arzneien und

unzureichenden Bandagen, war niht mehr im Stande, dieſe zu verſehen.

In Folge der ſchle<ten Nahrung, die zuleßt ſür die Garniſon aus

Pferde-, Kaßen- und Hundefleiſ<h ohne Salz und Brod beſtand, und dem Genuß des Salpeters, hatte die Dyſenterie begonnen, und der ganz er\{<öpften aber no< geſunden Mannſchaft drohete ein ähnliches Loos.

8. Die in den beiden Poternen, in Folge des Wohnens Vieler eng an einander, erzeugte böſe Luft, hatte Krankheiten hervorgerufen, denen Manche elendig unterlagen; und es drohete beim längeren Verweilen darin der Ausbruh peſtartiger Krankheiten. Der gräßlihſte Hunger machte dieſen Armen das Maß ihres Unglü>es voll, denn die Meiſten unter ihnen hatten aus ihren brennenden oder bereits eingeſtürzten Häuſern nichts gerettet, und lagen da, dem Hungertode Preis gegeben. Mit dem requirirten, wenigen Kufuruz mußte ihnen auf das ſparſamſte ausgeholfen werden, was der Garniſon ganz natürlih auh Abbruch that, und dieſe konnte ſi< bei äußerſter Entbehrung kaum noh vier Tage erhalten, in welcher Zeit bei der Lage der Dinge kein Entſaß anzuhoſfen war.

Dem Armee-Kommando war der Lebensmitiel-Vorrath bis zum 12. Mai vom Feſtungs-Kommando angegeben, mithin die bedrängte Lage der Garniſon umſomehr bekannt, als das Feuer der Feſtung und der feindlichen Batterien bis na<h Verona in's Hauptquartier des Marſchalls gehört wurde.

In Erwägung aller dieſer höchſt mißlihen Umſtände ward in Bezug der Feſtungs-Übergabe nunmehr Folgendes beſchloſſen :

Die Feſtung ſei jedenfalls auf's Äußerſte zu halten und die Dauer des Lebens mittel-Vorrathes auch für die Dauer der Vertheidigung anzunehmen. Nach dieſem Beſchluße ward dieſe Dauer auf vier Tage feſtgeſezt, nach welcher Zeit erſt die Übergabe der Feſtung unter denen vom Feinde angetragenen ehrenvollen Bedingungen Statt haben könne. Dieß wurde nun

«am 27. Mai Nachmittags 24 Uhr dem Feinde dur< den Major von Ettingshausen mitgetheilt. Der Herzog von Genua nahm ihn in Cayol.

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