Otočaner Regiments-Geschichte : vom Ursprung dieser Gegend, ihrer Bevölkerung und ihrer Schicksale : in zwei Bänden und drei Hauptstücken

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Das Kommando ſührte der Feldmarſchall - Lieutenant Hartlieb, und das Zte Otoëaner Bataillon war zum Einmarſche in die Hofburg beſtimmt; dasſelbe mußte aber mit mehreren anderen Bataillonen knapp unter dem Burg=thore einen tüchtigen Kugelregen aushalten, indem das Thor wieder zugeriegelt wurde, und Menſchen mit Bajonneten konnten der dort auſgeworſenen Barrikade niht Meiſter werden. Da befahl Feldmarſchall-Lieutenant Hartlieb der Artillerie, ihr Meiſterſtü auszuführen. Durch ihr raſches Einſchreiten flog das Burgthor aus den Angeln, und der“ Otoéaner Zimmermann Jure Kuèan war der erſte, der ſi< dur< das gelöcherte Burgthor hinein wagte. Major Wimmer war der zweite, und eine halbe Kompagnie kletterte hinauf und räumte die Barrikaden, wo ſodann die Truppe nachrüte.

So beſehte das Oto¿aner 83te Bataillon die k. k. Burg, wo es einige Tage der Erholung und Ruhe genoß, Ein polniſches Bataillon hatte das Glü> des gleichzeitigen Einmarſches, und beſeßte den Stefans-Playg.

Nach der qualvollſten Nacht vom 30. auf den 31. Oktober, hat dann am lezteren Tage der Gemeinderath von Wien die mit dem Fürſten Windischgrätz abgeſchloſſene Kapitulation veröffentlichet. Das {Ate Otoëaner Bataillon rü>te am 1. November mit fünf Kompagnien beim Stubenthore in die Stadt ein, marſchirte auf der Kunſtbaſtei auf, und blieb da in der Bereitſchaft; die 6te Kompagnie hielt das Thierarzenei-Jnſtitut beſezt. Die Stadt mit den Vorſtädten und einem Umkreiſe von zwei Meilen ward in Belagerungszuſtand erklärt.

Die akademiſche Legion und die Nationalgarde wurden aufgelöſt, und die Einwohner entwaffnet, dur< welche Entwaffnung 150,000 Gewehre ab= genommen wurden.

Am 2. November beſezte die 4te Kompagnie des Otoëaner lten Bas * taillons das Karoliner-Thor, die 1te kam auf Ehrenwache zum Bataillon in das Palais des Erzherzogs Maximilian, die 2te ſtand in Bereitſchaft vor dem Hauſe des Grafen Sandor, die 3te vor der Artillerie-Kaſerne und die 5te vor dem Prinz Coburg’ſchen Palais.

So endete die bei den ſonſt gutmüthigen, dem Kaiſerhauſe ſtets ergebenen Wienern dur<h Hibßköpfe und Studenten hervorgerufene Revolution in der Reſtdenzſtadt Wien.

Noh muß bemerkt werden, daß der Lieutenant Daniel Orlovié in dem Straſſenkampfe am 28. Oktober ſchwer verwundet wurde, und in Folge dieſer Verwundung ſtarb. Ferner, daß am 28. September ſämmtliche, in Spitälern verbliebene und dabei lommandirte Leute des Vtoéaner Regiments nebſt dem Unterlieutenant Stanislaus Cupurdia gefangen genommen und

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