Sadismus, Masochismus in Kultur und Erziehung
Sadismus, Masochismus in Kultur u. Erziehung. 9
Recht“ -Prinzip in Kriegs- und Friedenszeiten, ist schon ein genügender Widerspruch mit dem absoluten Rechtsprinzip.
Endlich kommt die Idee der Billigkeit, der Vergeltung, des Zwangs, der Strafe. „Hier sind zwei verschiedene Willen gegeben: wenn der eine dem anderen eine Wohltat oder etwas Übles zufügt, so mißfällt die unvergoltene Tat. Dieses Mißfallen beruht notwendigerweise in dem Verhältnis, in dem sich die Wohltat oder die Wehetat zu dem durch sie aufgehobenen, vorigen Zustande befindet!).“ Die Störung aber, die durch die Tat herbeigeführt wurde, wird durch die Vergeltung aufgehoben, — psychoanalytisch ausgedrückt, abreagiert. Hierin war, wie Mauxion richtig erfaßt hat, Herbart’s Theorie epochemachend.
Für den Psychoanalytiker ist besonders dieser 5. Punkt von wesentlicher Wichtigkeit, und ich komme weiter darauf zurück.
Der Standpunkt des christlichen Prinzips gegenüber der Billigkeit und Vergeltungsidee war stets folgender: Die Ungerechtigkeit des Starken wird im Jenseits bestraft werden, der Schwache muß jedoch schon auf Erden gezüchtigt werden. So war’s, so ist’s noch heute!
EEE
An der Hand der Herbartschen Ethik sollte uns der antiethische Charakter der jüdischrömisch-christlichen Kultur ausgeprägter vor Augen treten.
Wenn wir an den fünf Hauptideen die christliche Kultur bis zur Neuzeit nur traciert haben, so möchten wir bei letzterer etwas stehen bleiben.
Zu welchen Resultaten mußte eine Kultur führen, welche den ethischen freien Willen, den Willen des absoluten Wertes, dem Willen utilitaristischen, relativen Wertes unterstellte, Gewiß zu kasuistischen, opportunistischen Zielen. Die MaximeLoyola’s gilt bald auf religiösem Gebiet, bald auf nationalem und wirtschaftlichem, bald auf politischem (unter patriotischer Flagge).
ı) Herbart II. 373.