Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

CSL

Wege nach Berlin. Der erſte Gedanke iſ vielleicht, daß wir es mit einer Erfindung Bachers zu tun haben, dagegen ſpricht aber alle Überlegung. Seinem Miniſter gegenüber, der die Wahrheit leicht feſtſtellen konnte, wäre die Lüge zu töricht geweſen. Nur als verzweifelter Verſu<h Schmerz", auf Bacher augenbli>lich einzuwirken, damit er ſich auf eine Beſprechung einließ, erſcheint ſie möglich und ſogar auf Bachers leicht in Wallung geratendes Gemüt gut berechnet. So alſo „überwand Schmerz ſeine Vorwürfe“ .") Hätte er aber die Lüge Bacher jo glaublich machen können, wenn er nicht von Anfang an dieſem gegenüber behauptet hätte, daß der König ſein politiſches Syſtem gewechſelt habe? Bachers Vertrauen war allerdings inzwiſchen erſchüttert worden. Nur für den Augenbli> wurde er durch die Sicherheit, mit der Schmerz auftrat, wieder beſtochen. Schmerz? eigene Berichte aus den folgenden Tagen bezeugen das, daß Bacher tatſählih nur für den Augenbli> beruhigt wurde. Schon am 18. bekennt Schmerz wieder: „Bacher fürchtet noch, daß er Von die ſchüler des großen Friedrichs hintergangen würde und daß der König von meiner Sendung nichts wüſte“,?) und am 20. September: „Noch zweifelt Er an der Aufrichtigkeit deß Berliner Cabinets“)

Bachers Darlegungen für das Miniſterium gehen in dieſen Wochen durchweg davon aus, die Zweifel an Preußens Ehrlichkeit dur<h Erwägungen über die allgemeine Lage zu beſiegen. „La Prusse est menacée dans ses propres États, ses trésors sont épuisés et Ie moment s'approche où l’on pourra apprécier le résultat de lineptie de Fréderic-Guillaume, de la corruption de ses mannequins de ministres et de toutes les bévues politiques et erreurs de calcul qui ont été commises depuis Frédéric le Grand.“*) „La raison d’État, la politique et l’intérêt de la conservation, de la tranquillité dans une partie de ses États soumises à la domination prussienne, ont nécessairement dû entrainer le cabinet de Berlin vers lancien systême de l’union entre la France et la Prusse.“*) Gewiß beſaßen Bachers Ausführungen vieles Wahrſcheinliche. Aber ſprachen die Tatſachen nicht gegen ſie? Vom 18. bis 20. September ging ein Teil der Preußen ſeinerſeits angriffsweiſe gegen die Franzoſen bei Kaiſerslautern vor. Michaud beflagte fih darüber bei Bacher ſelbſt, als dem, der ihm Vertrauen gegen Preußen gepredigt hätte. „Der Mann ſchimpft und Bacher Raſet“, ſchrieb Schmerz an Meyerin> und veranlaßte ihn, daß er das preußiſche Vorgehen in ſeiner Antwort entſchuldigte: Bacher bemächtigte ſih darauf dieſer un-

1 Vielleicht gab ex deshalb auh den Tag ſeiner Abreiſe falſ<h an.

?) Kohl (18. September) 35.

?) Kohl (20. September) 35.

©) Bacher an Buchot, 1 vendémiaire (22. Sep.) A. S. 449. Kaulef IV, 315ff, ES 5 CREA „IV, 323ff.