Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

Auftrag der Regierung zu entnehmen, der Bacher zu Äußerungen und Verſprechungen anderer Art ermächtigt hätte. Jedoch iſt zu konſtatieren, daß die Kriegführung am Oberrhein auch auf franzöſiſcher Seite Möllendorff gegenüber auffällig matt war, ſei es auf Grund einer uns unbekannten Jnſtruftion oder durch ſtilles Einverſtändnis der beiden Kommandierenden. Jn dieſem Falle läge auf franzöſiſcher Seite dieſelbe Eigenmächtigkeit der Armeeführung vor, wie auf- preußiſcher. Die Jutimität, die zwiſchen Bacher und Michaud beſtand, läßt es nicht ausgeſchloſſen ſcheinen. Die Vermutung gewinnt ſogar an Wahrſcheinlichkeit, wenn man annimmt, daß Möllendorff durh Schmerz für die Einſtellung der Operationen preußiſchèrjeits eine ganze Reihe von Gegenleiſtungen verlangte und nur die eine erfolgte. Prüft man, was Schmerz in Baſel von den Franzoſen verlangte — es blieb vom Auguſt bis zum Oktober im Kerne dasſelbe —, ſo wird man zu der Annahme kommen, daß Müllendorſf zwar vor wie nah nur andere für ſich ſprechen und handeln ließ, daß aber der „vieux papa“, wie Meyerin> ihn nennt, doh wohl ſpäteſtens im Laufe des Septembers durch die Haupttreiber von den Vorſchlägen im einzelnen unterrichtet worden ſein und diejelben gebilligt haben muß. Denn ſie bildeten ein ganzes Syſtem mit deutlich erkennbarem Zwe>e. Wurden ſie von der franzöſiſchen Kriegführung insgeſamt berückſichtigt, ſo behaupteten die Preußen, ohne neuerdings in den Kampf eintreten zu müſſen, für den Herbſt vor allen Dingen eine erträgliche militäriſche Situation, d. h. eine Stellung in der Pfalz mit den Stüßpunkten Coblenz und Mainz. „A présent on ne songera plus de notre part à aucune attaque ou autre démonstration offensive“, ſchreibt Meyerin> am 6. Oktober. „Nous verrons tranquillement approcher lhiver: nous n’agirons que passivement sur la rive gauche du Rhin et dans les contrées que Vous savez et nous nous tirerons insensiblement de ce mauvais feu, et ainsìi de suite. Nous tâcherons de conserver notre posiítion actuelle jusqu’à lexpiration du traité, — mais nous concentrerons davantage, en nous tenant éloignés, autant que possible de nos soi disant ennemis actuels, et c’est ainsì que nous passerons peu à peu le Rhin, en disant Ansi soit-il.“1) Hätten die Franzoſen ihn niht aus der Pfalz gedrückt, wäre Möllendorff anſcheinend bereit geweſen, ſogar die Kriegsgefangenen ohne jede Entſchädigung zurücfzugeben, und er hatte bedeutend mehr Gefangene gemacht, als die Franzoſen. Außer der Wahrung ſeiner Stellung am Mittelrhein ließ er auh die Schonung der von den Franzoſen bedrohten preußiſchen Gebietsteile am Niederrhein im weſtfäliſchen Kreiſe und die Garantie des

') Kohl 44. vgl. Kaulek IV, 346. Beilage zum Brief Bachers an Buchot 10. Oftober 94. (19 vendèmiaire) A. 5. 449,

Straßburger Beiträge. II, 1. 3