Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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Willens zum Frieden zu überwinden. Man war dort argwöhniſch wegen des beſonderen Eifers, mit dem Preußen immer noh auf die Aufhebung der Belagèrung von Mainz drängte, und beſorgte auch, daß ein fälſchlicherweiſe ausgeſtreutes Gerücht, die Republik habe die Friedensanerbietungen des Königs glatt abgelehnt und dieſen dadurh verletzt, in Berlin ſelbſt aufgebracht worden ſei, um den König wieder umzuſtimmen. Bacher beruhigte die Männer des Wohlſahrtsausſchuſſes unermüdlich. Der Wunſch nach Frieden war jet auf beiden Seiten gleich ſtark geworden. Überſchauen wir die geſamten Verhandlungen des Sommers und Herbſtes zum Schluß noch einmal, ſo kommen wir zu dem Ergebnis, daß es ſich für das preußiſche Hauptquartier keineswegs um ernſtliche Vorverhandlungen zu einem wirklichen Frieden gehandelt hat. Dieſe Anſicht über die preußiſchen Wünſche beſtand nux in der Einbildung Bachers. Möllendorf wollte vielleicht nichts weiter als die Franzoſen bis zum Ablauf des engliſchpreußiſchen Subſidienvertrages feſthalten. Dieſen Gefallen taten ihm die Franzoſen nicht. Sie ließen ſich niht feſthalten, engagierten ſih nicht einmal durch offiziellen Beginn der Verhandlungen über den Gefangenenaustauſch. Aber ſie vermieden es auch, die Fäden, die Schmerz zwiſchen Bacher und Möllendorff ſpann, zu zerreißen; ihrerſeits hielten ſie an ihnen Möllendorf feſt. Auch ſie wollten den Frieden mit Preußen und dem Reich, aber erſt in möglichſt günſtiger militäriſcher Situation. Daß dieſes Ziel erreicht wurde, dazu hat Bacher als Geheimagent das Seine beigetragen. Von Anfang an griff er den Gedanken an eine Einigung mit Preußen begierig auf und ſorgte dafür, daß der angebahnte Weg nicht wieder von Möllendorf verlaſſen wurde. Was ihn dabei anſpornte, war außer dem Ehrgeiz und der Begeiſterung für Preußen auch eine auf perſönlicher Erfahrung beruhende Überzeugung von der Notwendigkeit des Friedens für Frankreich aus wirtſchaftlichen Gründen und Rückſichten der Armeeverpflegung. Die Unterhandlungen wurden, ſoweit ſie niht in Paris ſelbſt geführt wurden, Barthélemy übertragen. Bacher ſchien damit vorderhand ausgeſchaltet und die nächſten Wochen brachten ſogar mehrere Enttäuſchungen für ihn. Als er in einem Berichte an den Wohlfahrtsausſhuß einen ſelbſtändigen Anknüpfungsverſuch erwähnte, den der Ende Oktober zur Moſelarmee abgegangene Volksvertreter Merlin de Thionville bei Möllendorff und Kaléreuth gemacht hatte, und der Ausſhuß von Merlin Rechenſchaft verlangte, ſchüttelte ein Merlin begleitender Deputierter Bacher als „Kreatur“ Möllendorffs ab: „ce que je vous prie de faire, c’esl de ne pas donner une confiance trop étendue à Bacher, et s'il faut traiter avec la Prusse d’envoyer là un homme qui connoisse la Prusse qui doit être considérée comme Etat militaire.“ !) Merlin de Douay, Mit-

1) Le représentant Féraud au C. d. S. p. 8 niv. (27. Dez. 94) A. P. 215.