Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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rung ergebener Vertreter Frankreichs au< in Regensburg nur willkommen ſein. „Die Preußen begnügen ſich übrigens nicht“, jo ſchrieb der leitende öſterreichiſche Miniſter Thugut am 28. Februar 1798 an die öſterreichiſche Geſandtſchaft zu Regensburg, „in Paris und Raſtatt nah ihrem Syſtem zu arbeiten, ſie wollten auch ſchon zeitlich bei der Reichsverſammlung, wohin ihr Friedenswerk zur Ratifikation kommen muß, Alles nah ihrer Abſicht vorbereiten. Sie ſuchten daher die eifrige Geſchäftigkeit der K. K. Geſandtſchaft zu benuyzen, um zwiſchen ihr und der Deputation Uneinigkeit zu unterhalten; um aber die Verwirrung unter den Reichsſtänden auf den höchſten Grad zu bringen, ermunterten ſie die Franzoſen, den ehemaligen Agenten in der Schweiz, Bacher, als Privatmann nach Regensburg abzuſchiten. Graf Görz gab ihm ſogar ein Schreiben an den württembergiſchen ReichstagsGeſandten Freiherrn von Seendorff mit, damit er ihn dort präſentire und leite. Bacher begab ſich auch dahin und wurde nicht nur gut aufgenommen, ſondern die preußiſchen Anhänger brachten es gleih ſo weit, daß er ſaſt förmlih als Geſandter anerkannt wurde.“ ?)

Das öſterreichiſche Jutereſſe an dem Manne, der jahrelang in ihren vorderöſterreichiſchen Ländern ſeine Geheimtätigkeit mit Geſchi> betrieben hatte, iſt verſtändlich genug. Es wäre ſogar begreiflich, wenn ſie es verſucht hätten, ihn von Regensburg fernzuhalten. Jn der Tat iſ Bacher auf der Reiſe dorthin in Raſtatt ſelbſt polizeilichen Chikanen des öſterreichiſchen Vertreters auf dem Kongreß, des Grafen Metternich, ausgeſezt geweſen. ?)

Er hatte ſich in Baſel von dem öſterreichiſchen Geſandten bei der Eid= genoſſenſchaft einen Reiſepaß ausftellen laſſen?) und war über Straßburg nach Raſtatt gereiſt, um dort mit dem franzöſiſchen Geſandten am Kongreß Rückſprache zu nehmen und einzelne Vertreter der deutſchen Staaten kennen zu lernen, durch die er ſich über die Sachlage und Perſönlichkeiten in Regensburg unterrichten laſſen wollte. Anfangs konnte er ſeinem Miniſter — es war jet Talleyrand — melden, daß ihm eine Ehrerbietung entgegengebracht werde, wie ſie nur offiziellen Vertretern Frankreichs zuſtände. *) Auch Metternih nahm zunächſt ſeinen Beſuch höflih an und lud ihn zu Tiſche,®) dann aber erhob er ohne Rüfſicht auf Bachers öſterreichiſchen Reiſepaß formellen Einſpruch gegen ſeine Weiterreiſe. Metternich berief \ſih auf das Reichsgeſe vom 12. Mai 1793, wonach ſi kein Franzoſe ohne beſondere Er-

9) Thugut an Starhemberg, Dietrichſtein und Reuß. 28. 1798 abgedruckt bei Vivenot, zur Geſchichte des Raſtatter Kongreſſes I, 9.

2) Vergl. Sorel, L'Europe et la Revolution Française. V, 274. oben.

3) Am 10. niv. (29. XII 1797) A. S. 464. P. S. „Je serai parti, C. M. pour le 15. de ce mois ou plus tard.“ Da Bacher am 17. niv. von Straßburg aus ſchreibt, wird er wohl den 15. eingehalten haben.

4) Bacher an Talleyrand, Raſtatt 19. niv. (7. 1. 1798) Strbg. Kop. 1. 7.

5) Bacher an Talleyrand, 7. plu. VI. Strbg. Kop. 1, 30.