Untersuchungen über die Mannane, Galaktane und Cellulosen angreifende Enzyme
H. Bierry u. J. Giaja: Unters. über Mannane usw, angreif. Enzyme. 371
Konyaku, das Kori-Konyaku — japanische Gerichte — bestehen zum größten Teil aus Mannanen und Galaktanen.
Wir werden hier nur auf die Mannane und Galaktane eingehen und gelegentlich auf gewisse Dextrane oder Cellulosen der Dattel- und der Elfenbeinpalme.
Die erste dieser Substanzen wurde von Müntz!) isoliert und untersucht, der 1882 aus dem Luzernensamen ein Kohlenhydrat gewann, das im Wasser aufquoll und nach Behandlung mit Säuren unter anderen Zuckerarten auch Galaktose lieferte. Er nannte sie Galaktin. 4 Jahre später stellte Steiger aus dem Samen der gelben Lupine eine rechtsdrehende Substanz dar, die in jeder Menge im Wasser, analog dem Dextrin, löslich war, bei der Hydrolyse aber nur Galaktose lieferte; er nannte sie f-Galaktan zum Unterschied von dem Müntzschen Galaktin. Schulze zeigte dann, daß das $-Galaktan, das er Lupeose genannt hatte, unter Einwirkung von verdünnten und heißen Säuren 50°), Galaktose und 50°/, eines Gemisches von Lävulose und eines anderen unbestimmten Zuckers produzierte. Es blieb neueren Forschungen?) vorbehalten nachzuweisen, daß die Lupeose kein Galaktan ist, sondern ein Tetrasaccharid mit denselben Monosen als Hydrolyseprodukte wie die Stachyose. Außer der Lupeose enthält Lupinus luteus und Lupinus angustifolius eine Hemicellulose, das Paragalactoaraban, das durch kochende Säuren in Galaktose und Arabinose verwandelt wird. Lupinus hirsutus3) enthält auch ein Paragalactoaraban. (Schulze nennt &-Galaktane die im Wasser löslichen, Paragalaktane die unlöslichen Galaktane.)
Bei Behandlung der Samen von verschiedenen Palmenbäumen (Phytelephas macrocarpa R. und P,, Phoenix dactylifera L,, Chamaerops humilis Thunb., Lodoicea seychellarum Labill,, Eloeis guinensis Jacgq.) mit verdünnter Schwefelsäure erhielt Reiss*) einen rechtsdrehenden, reduzierenden gärungsfähigen Zucker, der mit Phenylhydrazin in der Kälte ein Hydrazon ergibt und durch Bleiacetat gefällt wird. Wegen letzterer Eigenschaft hielt ihn Reiss von der Mannose Fischers und Hirschbergers°) verschieden und betrachtete ihn als eine neue Zuckerart: die Seminose. Er fand sie auch in den hydrolytischen Produkten der Samenkörner von Allium cepa L., Asparagus officinalis L, Strychnos nux vomica L., Coffea arabica L.
1) Müntz, Über d. Galaktin. Ann. de chim. et; de phys. (5) 26, 121, 1882.
2) E. Schulze, Ber. d. Deutsch. chem. Ges. Juli 1910. S. 2230.
3) E. Schulze und N. Castoro, Zeitschr. f. physiol. Chem. 37, 41, 1902.
4) Reiss, Ber. d. Deutsch. chem. Ges. 22, 609, 1889.
5) E. Fischer und J. Hirschberger, Über Mannose. TI.u. II. Ber. d. Deutsch. chem. Ges. 21, 1805, 1888; 22, 365, 1889; III, und IV. 22, 1155, 1889; 22, 3218, 1889.