Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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wonach ih denn mein Vornehmen auh nah Montenegro zu reiſen no<hmals in reifliche Ueberlegung ziehen mußte.

Graf Mitrowsky hatte, während ih nur kaum meine Geſchäfte in der Stadt beendigen konnte, ‘am Bollwerke des Hafens ſich ſhon zur Abreiſe angeſchi>t. Jch eilte an Bord. Ein ununterbrochenes Getümmel Ankommender und Abgehender, die ihre leßten Grüße und Aufträge gegenſeitig ſih beſtellten, drängten ſih wie auf einem Jahrmarktsplaße auf dem Schiffe bunt durch einander. Vor Thores Schluß empfing auh ih noh eine Anzahl Briefe für mih und für Andere, die ich unterwegs abgeben ſollte. Das Brauſen und Brummen der eigenſinnigen Locomotive mahnte endlich zu deutlich, die Bootsleute löſten die lebten feſſelnden Taue, wie das Barrierenbrett und wer nicht nolens volens nah Sebenico fahren wollte, mußte ſi<h bei Zeiten entfernen.

Aus dem Canale di Zara fuhren wir heute durh den Canale di Pasman, zwiſchen unfruchtbaren Scolien, aber auch zwiſchen mit Weinpflanzungen und Oelbäumen reich beſeßten Inſeln hindurch und ſteuerten gegen Abend 5 Uhr auf Sebenico los. Jndem wir durch ein enges Felſenthor, vor deſſen in das Geſtein gehauener Capelle die Bootsmannſchaft andächtig ihr Haupt entblößend Gebete verrichtete, bindurchſchiffften, éröffnete ſih plö6lih ein Panorama auf die Stade. Wände und Dächer der Häuſer faſt einfarbig im Ziegel -Tone traten kaum vor den hell röthlih gelbbraunen im Hintergrunde emporſteigenden Kalkbergen und Felſen hervor. Jn einander gefloſſen und doch maleriſch hatte die Gruppirung einen beſondern Reiz, der dur den prächtigen Dom, ein Meiſterſtü> Venetianiſcher Baukunſt, noch vermehrt wurde. Von den Berghöhen ſahen die feſten Oeſterreichiſchen Forts drohend herüber.

Vor der Stadt wurden wir im eigentlichen Sinne des Worts von Dalmatiens Eingeborenen, den übelberüchtigten Morlaken, empfangen; denn eine unzählbare Menge von ihnen hatte jedes Pläbchen des Hafendammes beſezt. Groß und Klein ſtanden Kopf an Kopf und \chauten unſerer Ankunft entgegen. Zinnoberrothe Tuchkäppchen mit ſchwarzen zierlich einſäumenden Schnüren, unter denen rü>lings ein funſtlos geflochtener Haarzopf herabfiel, weitärmelige Hemde bis auf die Bruſt geöffnet, braune