Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Jacken über die Schulter und den troßig in die Seite geſtemmten Arm geworfen, blaue aufs Engſte anſchließende Beinkleider unterhalb in dem obern Theile dex Opanken *) feſt eingeſchnürt, waren die Tracht der Männer, deren lange in den Gürtel geſte>te Meſſer und gebräunte verſchlagene Geſichter eben nicht einen gemüthlichen Empfang erwarten ließen. Die Frauen trugen weiße, * um die Schläfen feſtgebundene, obèrhalb tellerförmig ausgebreitete und rü>lings in 2 Zipfel herabfallende Kopftücher, Gehänge in den Ohren, wie zahlreiche, unförmige Ringe an den Fingern, blaue Schnürleiber ‘und gleichfalls blaue unten mit rothen Brämen beſeste Röcke, nebſt gleicher Fußbede>ung, wie die Männer. Die Mädchen waren von den Müttern nach Kräften ausſtaffirt; den Knaben fehlten meiſtens Jacken oder Hemde, das Käppchen ſelten, das Meſſer nie: Troß der Spannung, mit der ſie uns betrachteten, zogen ſie denno<h in immer wieder erneuerten Angriffen aufwärts und abwärts gegen die nächſten zudringlichen Feinde ihres eigenen unreinlichen Körpers, zu Felde. So ſehr ih auch füher neugierig geweſen war, Morla>ken zu ſehen, ſo ſchnell wandte ih mich doch jeßt von dieſer undelikaten Erſcheinung anderswohin.

Bald nach der Landung vor Sebenico unternahm ih noh einen Beſuch der Stadt und nach einer Excucſton in die nächſte Umgebung zu botaniſchen Zwecken kehrte ich bei anbrechender Dunkelheit mit angenehmer Ausbeute an Bord des Mitrowsky zurü.

Als wir am folgenden Tage, es war ‘ein ſonnenklarer Sonntag, vor Sebenico das faſt unüberwindliche Fort von St. Niccolo am Ausgange des Buſens paſſirten, war die Sonne ſchon weit hinaufgeſtiegen. Jndeſſen die heutige Station war nur kurz und ſo trafen wir ſhon Nachmittags gegen 3 Uhr in Spalato ein. Wunderſchön nimmt ſich die Stadt und ihre Umgebung

*) Opanken ſind die bei den ſlaviſhen Völkern gewöhnliche Fußbede>ung. Sie beſtehen aus einem rohen Stück Rindsleder, welches unterhalb der Sohle des Fußes und aufſtehend am Rande denſelben umgiebt, oberhalb über dem Blatte mit Schafdärmen, die ſich vielfach durchkreuzen, befeſtigt. Eine ganz ähnliche Fußbede>ung findet man in Litthauen, wo ſtatt des Rindsleders ein Geflechte von Lindenbaſkt zur Sohle gewählt wird.