Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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reichen nicht hin den Eindru> zu ſchildern, welcher mit unvergeßlichen Zügen ſich der Erinnerung eingeprägt hat.

Mit der Natur vereinigten ſi< heute die Bewohner der Bocca di Cattaro zu einem feſtlichen Empfange des Mitrowsky und ſeines ſeltenen Gaſtes, des Hofraths. Kanonendonner tónte aus der Nähe und Ferne uns entgegen und ſchallte in langem Wiederhalle in den Gebirgen umher. Die Einwohner der umliegenden Ortſchaften hatten ſich in ihrer Nationalkleidung in langen Reihen zu Vierzig, Fünfzig und Sechzig Mann aufgeſtellt und ſalutirten mit ununterbrohenem Pelotonfeuer aus ihren langen Flinten. Jede ſtille Pauſe war nur das Zeichen eines neuen erbffneten Gewehrfeuers, und neuer Kanonendonner Frachte dazwiſchen. Bianca, Loſiza, Laſtua, Lepetane, Giurichi, Peraſto, Stolivo, Pizzagno und eine unzählige Menge noch andere fleinere Ortſchaften richteten ihre Feuerſchlünde auf uns und von hohen Wimpelſtangen grüßte uns aller Orten die befreundete Oeſterreichiſche rothe und weiße Nationalflagge. Kein Lüft<en wehte und ein ſtiller lieblicher Friede beherrſchte die ganze Scene. Bei Porta roſa nahmen wir den Gubernialrath von Cattaro Herrn von Foach ich an Bord.

Am Vordertheile des Schiſſes hatte ſich ein kleiner Theil der Reiſegeſellſchaft verſammelt und ſchaute nah den Bergen und den nach einander erſcheinenden Ortſchaften hin. - Auch ich befand mich unter ihnen und wir erfreuten uns gemeinſchaftlich an den Schönheiten der Natur. Doch die Betrachtung derſelben mußte bald herannahenden Sorgen weichen. Paſſagiere, die ſchon öfter in Cattaro geweſen waren, zweifelten nämlich daran, daß ich daſelbſt ein Unterkommen finden würde, theils, weil in der Stadt nur ein ordentliches Gaſthaus exiſtire und dieſes gewiß ſcon durch Beſtellung vorher beſet worden ſeiz theils“ aber Privatwohnungen ſ{werli<h noch eine Aufnahme geſtatten würden, da auch ſie ſhon, ſowohl von andern Reiſenden, als auch für die Mitglieder der nah Budua abgehenden GrenzbeſtimmungsSCommiſſion würden beſtellt worden ſein. Schlimmer noch ſchien es mit einer andern Botſchaft. Um meine Reiſe nah Montenegro zu unternehmen, bedurfte ich eines Begleiters, der der Fllyriſhen Sprache gewachſen zugleich auch mit mir ſich verſtändigen konnte. Jh wünſchte ſehr einen Deutſchen Dolmetſcher.