Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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ſhwärzlichem Kalkgeſtein, *) welches mit ſeltenern blendend weigen Blö>en abwechſelte, lagen rechts, wie links in ununterbroches nen Reihen hintereinander. Die auf der rechten Seite, mit der Kuppe des Monte Sella (Lovchien) in Verbindung, vers {loſen die Ausſicht auf das Adriatiſche Meer gegen Weſten und bildeten ihrer ganzen Länge nach die natürliche Grenze zwi{hen Montenegro und Deſterreichiſch Albanien, gegen Süden in eine mir noh unbekannte dem Lovchien nicht viel nachgebende Kuppe endigend. Die auf der linken Seite etwas niedriger, verliefen gegen Südoſt allmählig in eine Ebene, welche aber wiederum am fernen Horizonte von den hohen, zum größern Theil noh mit Schnee bede>ten Zweigen der Dinariſchen Alpen und Anfängen des Balkan begränzt wurde. In der Mitte ſah man über die Ebene von Cettigne auf eine unbedeutendere quer durchſegende Hügelreihe hinab, an die ſich ähnliche bis zum See von Scutari hin anſchloſſen. Der leßtere war auf ſeiner weſtlichen Seite von fortlaufenden Bergen ebenfalls eingeſchloſſen, und an ſeinem ſüdlichſten Ende erhoben ſi in Nebel gehüllt neue Züge. Die ganze Scene hatte ein froſtiges Anſehn. Nirgends ein Wald, nirgend begrünte Alpenmattenz hie und da ein Baum, hin und wieder ein kurzes Geſtrüppe, das fümmerlih unter den finſtern Felſen ſih empor richtete, oder ſpärliche grüne A>erpläßchen mitten unter maſſigen Blö>en von kleinen übereinander geſchichteten Steinen mühſam umzäunt. Berge, Hügel, Felſen, Niffe und Trümmergeſteine miſchten ſh bunt unter einander, ſo unwegſam, daß dazwiſchen der angebahnte Pfad Troſt gewährte. Nur der See von Scutari, der von der Sonne beleuchtet, ſeinen glänzenden Zauber -Schein lo>end uns entgegen ſendete, gab der Landſchaft einiges Leben und Wohnlichkeit Man würde dieſen

*) Meiner Meinung nah kann die Farbe dieſes Geſteins die Veranlaſſung zu dem Namen Monftenegro (ſhwarzer Berg, nach dem Jtalieniſhenz im Jlyriſchen Czerna Gorra) ret gut gegeben haben, denn düſtere mit Nadelholz bewaldete Berge, die nah der Meinung Anderer einſt dem Lande den Namen erworben haben ſollen, ſah ih nicht. Es müßte ſein, daß der öſtlichſte Theil Montenegros , welcher no< den“ einzigen Waldreichthum beſißen ſoll, das erwähnte Anſehn gewährte .