Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

Tan

41

Anbli> auf Montenegro vielleicht niht {ón nennen wollen, aber im höchſten Grade anziehend und eigenthümlih war erAls die Straße ſi<h mehr und mehr in die Felſen hinabſenkte, wodurch uns in Kurzem der Bli> auf den See und die näheren Umgebungen benommen wurde, geſellte ſih uns Anfangs ein Mädchen und- ſpäter einige Männer und Frauen bei, die dur ihre Gegenwart mir eine angenehme Unterhaltung und * Abwechſelung gewährten. Unſere Schritte vergrößerten ſich mit den ihrigen unvermerkt ſo, daß in einer halben Stunde wir Cettigne erreichen konnten. Obgleich die Männer flink und frei mit ihren langen Flinten über die zur Seite aufgeſchichteten loz ſen Steine dahin hüpften, hielten doh die Weiber, wie viel ſie ſich auch aufgebürdet hatten, rüſtig gleihen Schritt mit ihnen. Vor der zweiten und lebten, Nieguſchi nicht viel an Größe nachſtehenden Ortſchaft vor Cettigne, genannt Baiza am Fuße des Berges, gerade da, wo die Ebene vor Cettigne beginnt, trennten ſih alle unſere Gefährten von uns, und wir marſchirten nun wieder allein auf Cettigne los, indem der muntere Pandure meinen Petrarca, welcher nur langſam nachkam, wiederum einige Male zum Patriarchen avanciren ließ. Mit der Zeit wurden von Cettigne drei bis vier einzeln ſtehende Häuschen ſichtbar. Die Hauptgebäude ſollten hinter einem zur rechten Hand liegenden Berge hervortreten, und mit großer Geſpanntheit bli>te ih deshalb unverwandt nach jenem hin, auf deſſen Spie eine Feldmarke aufgepflanzt war. Jn Kurzem traten noh mehr Gebäude vor dem Berge hervor und auf ihm ſelbſt erſchien die Ruine eines. alten runden Thurmes, deſſen Ringmauer mit langen, oben wie in einen Knopf endigenden Stangen ſonderbar ausgepußt war, aus denen ih jedoh garnichts zu machen wußte. In dem Augenbli>e rief mir Petrarca zu „voila les têtes coupées.“ Da merêfte ih, wo wir wären; die Schuppen fielen von meinen Augen und in ſchauerlicher Wirklichkeit ſah ih jene blutigen Türkenföpfe, von denen ih lange zuvor mit Grauſen hatte erzählen hören. Die Luſt zum Sehen verlor ih bei der Gelegenheit und als ih die Augen wieder dreiſter aufſchlug, war ih vor der Locanda der Montenegriniſchen Reſidenz angelangt, in der mir von dem Wirthe oben ein Zimmer angewieſen wurde.