Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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lichen Hausflur, dann aber beſonders ein feines taftmäßiges Gehämmer meine Aufmerkſamkeit. Fch ſtänd auf und trat àns Fenſter, um=«mich von der Urſache des Geräuſches in Kenntniß zu ſegen. Zur rechten Hand des Hauſes, jenſeits eines zwiſchen liegenden Weges, ſtanden drei bis vier Häuſer in eine Fronte mit einander verbunden, \o jedoh, daß mit Ausnahme des zulebt rechts hin liegenden, welches ein oberes und unteres Geſchoß bildete, die übrigen unter dem, etwa fünf bis ſechs Fuß überragenden Dache, noch einen breiten freien Raum ließen, der gleichſam eine Halle Schub gegen Sonnenſchein und Regen darbot. Aus dieſer Halle kamen die Hammerſchläge- Es ſaßen daſelbſt zwei eher türkiſch als montenegriniſch gekleidete Arbeiter *) unter einer Menge montenegriniſcher Waffen, die ihnen zur Reparatur übergeben waren. Mit kurzen und vorſichtigen Hammerſchlägen arbeiteten ſie die mühſamen Verzierungen aus, wodurch die gemeinhin Albaneſiſh genannten Flinten die bekannte Eleganz und Koſtbarkeit erhalten. In Silber kunſtvoll gravirte und zum Theil ſtark vergoldete Piſtolen - und Hangyargriffe, **) vie verſilberte, mit Perlmutterauslegungen geſchmückte Flintenkolben, zu geſchweigen der mit mannigfaltig durchbrochener Arbeit in- Meſſing und Eiſen belegten Läufe, waren in dieſem Attelier feine Seltenheit. Allein dieſe Gegenſtände, welche ich ſpäter in der Nähe unzählige Male und beſſer zu betrachten Gelegenheit gehabt habe, feſſelten mich eigentlich weniger, als die um die Werkſtätte zuſchauende Verſammlung, In einem Halbkreiſe rechts und linfs neben den mit untergeſhlagenen Beinen ſißenden

*) Wahrſcheinlich waren es ſelbſt Türken, die, wie es oft zu geſchehen pflegt, nah Montenegro überlaufen. Denn den Montenegrinern erſcheint der Handwerkerſtand unanſtändig und verhaßt. Sie ſchaffen ſich, was im alltäglichen Leben ihnen an Gegenſtänden Noth thut, entweder ſelbſt ſo gut ſie cs können, oder kaufen es auswärtig.

%%) Hangyar (Handſchar) nennt man in Montenegro das große, ctwa 2 Fuß lange, gewöhnlich ſehr ón damascirte mit einem meiſtens ſchr Xoſtbaren Griffe verſehene, ſeltener zweiſchneidige Schlachtmeſſexr, welches die dortigen Einwohner neben den Piſtolen in einem breiten Gürtel über der Herzgrube tragen. Sie gebrauchen vorzugsweiſe daſſelbe im Kriege als Schwerdt um die Köpfe der Beſiegten damit abzuſchneiden. Im Frieden muß es auch fricdlichen Abſichten dienen.