Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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wunden und einer langen hinabhängenden ſeidenen Quaſte. Sein langes Haar legte‘ ſih re<ts und linfs glatt um die Schläfen und trat etwas in Loken gefallen am Nacen unter dem Feze hervor. Der Bart ohne Schur und nach ſeinem Alter ungewöhnlih ſtark, war dicht um das Geſicht gewachſen. Seine Montenegriniſhe Kleidung, in einer rothen, goldverbrämten Weſte beſtehend, aus deren weiten Armlöchern weite faltenreiche Aermel von blendender Weiße und Feinheit bis zum Schluß am Handgelenke hinabfielen, gab ihm bei ſeiner ſtattlichen Figur ein um ſo impoſanteres Aeußere. Um die Hüften war ein brauner, lederner Gurt befeſtigt, der vorne am breiteſten, die Taſchen für die Piſtolen und den Hangyar offen ließ. Blaue orientaliſche Bluſenhoſen und die nah gewöhnlicher Weiſe dur<h Schnürlöcher feſt angezogenen weißen Kamaſchen nebſt zarten Strümpfen und ſchwarz ledernen Schuhen ſchloſſen den Anzug. Seine Begleiter neben ihm, von denen einige nicht eben flein waren, traten ſehr hinter ihm in der Größe zurü>, da er weit über ſie Alle hinausragte. Wo er vorbeiging, ſtanden alle Montenegriner, wenn ſie ſaßen, von ihren Siben auf, unterbrachen ſich, wo ſie arbeiteten und entblößten in tiefer Ehrfurcht ihr Haupt. Einige traten auh näher heran und füßten entweder ſeine hingereichte Hand oder einen Theil ſeines Kleides. Er ſah fürſtlich, ja majeſtätiſh aus. Nachdem ih ihn lange mit meinen Blicken verfolgt hatte, begab er ſih mit ſeinen Gäſten und der ſich an ihn anſchließenden Suite von Senatoren, ſeinen Kammerherren, Pergianicen und einer Schaar Montenegriner nah der hinter dem Gaſthauſe befindlihen Wieſe, um den dort angeſtellten Uebungen im Laufen, Springen und Steinwerfen zuzuſchauen. Als es dunkel geworden war und ich mich niederlegen wollte, mußte ih noh meine Stubenthüre verpalliſadiren, die ohne Schloß noch Riegel bei jedem Luftzuge aufſprang, der durch das Fenſter wehete, welches wegen des in dem friſch getünchten Zimmer ſtatthabenden Kalkdunſtes offen bleiben mußte. Mein Stuhl mit einem Ballen meines Herbarien - Papiers beſchwert, vertrat die gewünſchte Barricade, welche mich auch gegen etwanige plögliche Ueberfälle ſhüßen ſollte, die ſich bei Tage ſchon einige Male von Neugierigen, ungebetenen Gäſten ereignet hatten und bei dem ſehr freien Leben und Verkehr im Hauſe um ſo eher