Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

48

auch jezt noch zu erwarten ſtanden, da ih mi ſo frühe niederlegte. Aber viel Ruhe gewährte mir die erſte Nacht in Montenegro niht. Ziemlich ſtarke Bruſtſchmerzen in Folge des ungewöhnlich anſtrengenden und noch ungewohnten Bergſteigens, verhinderten theils dieſelbe, theils durchkreuzten ſich meine Gedanken mit den verſchiedenartigſten Erinnerungen der vielen ungewöhnlichen Erſcheinungen, welche mir bis dahin entgegen=getreten waren.

Zweiter Tag.

Das Hämmern in der Waffenſchmiede erwe>te mi<h und dauerte den ganzen Tag, wie alle Tage ununterbrochen fort. Montenégriner waren ſchon einige Male unter meiner Stube in dem Laden angeſprochen, Andere hörte ich vor der Thüre, theils unter ſich, theils mit Petrarca ſprechen, der heute wieder friſch bei Kräften, ſeine alten Bekanntſchaften in Cettigne nach allen Richtungen hin angeknüpft hatte. Auch die erzbiſchöfliche Wohnung hatte er, während ih no< zu Hauſe mit meinem Tagebuche beſchäftigt war, aufgeſucht und war dort von ſeinem chez maligen Herrn gütig aufgenommen worden. Nachdem er demſelben ſein Herz über alle Erlebniſſe ſeit er aus ſeinem Dienſte als Koch getreten bis zu unſerer Wanderung nach Cettigne -ausgeſchüttet hatte, war er mit dem Beſcheide abgeſchi>t worden, mir die Stunde Vormittags um 10 Uhr zu nennen, in welcher der Vladika zu ſprechen ſein würde.

Die Stunde kam und ih begab mih nah dem Wohnhauſe des Erzbiſchofs. Ein Secretair deſſelben, Herr Vucovich, den ih {on geſtern zu ſprechen Gelegenheit gehabt, und der mir für den Aufenthalt in Cettigne eine ſehr érwünſchte Geſellſchaft war, da er Deutſch ſprach, empfing mich und führte mich darauf ins Audienzzimmer. Mit einer leutſeligen Freundlichkeit begrüßte mich der Vladifa, dem mich Herr Hofrath von Tſ\chefkin vorſtellte, welcher außer mehreren andern Perſonen *) mit im

*) Unter ihnen befand ſich auch der ſchon unter den Paſſagieren des Mitrowsfky erwähnte Herr Wuk Stephanovich Karadſchich nebſt