Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Zimmer war. Unſere Unterhaltung in franzöſiſcher Sprache handelte ſogleich von dem Zwe>e meiner Reiſe, von welcher der Vladika vorläufig eben ſo, wie von der an ihn gerichteten Bitte, mir zur Wanderung in ſeinem Lande den nöthigen Schuß angedeihen zu laſſen, dur< Herrn von Tſcheffin {on geſtern unterrichtet worden war. Er ertheilte mir in erſterer Hinſicht den Rath, mich nah Süden hin zu wenden, weil er glaubte, daß ih auf dieſer Sei te des Landes wol die erſprießlichſte Ausbeute haben würde, und außerdem jede andere Richtung wegen der angrenzenden Türken mit mehr Gefahr verbunden ſei. Jn Hinſicht auf Montenegro ſelbſt beruhigte er mich, indem er mir einen Montenegriner mitzugeben verſprach, in deſſen Begleitung ich in ſeinem Lande, wie er hinzufügte, eben ſo ſicher, wie in Preußen reiſen würde.

Bald wurde die Unterhaltung allgemeiner und während Herr Hofrath von Tſcheftin mir bei dem noch aufgetragenen Thee Geſellſchaft leiſtete, machte er mich zugleich durch mancherlei Mittheilungen mit meiner Umgebung bekannter.

Mitten in dem Zimmer, in welchem wir uns befanden, aus welchem zwei Fenſter nah Oſten und zwei andere nach Süden hinausführten, ſtand ein großes Billard, welches abwechſelnd von den Anweſenden benubt wurde. Außerdem vertraten zwei: höchſt einfache Tiſche, einige Stühle, und drei lange hölzerne Bänke das ganze Ameublement. Eine Thüre der Stube führte nah dem in einem angebauten Flügel befindlichen Logis der Kammerherren, die zweite nah dem Hausflur und die dritte in ein anſtoßendes Cabinet nebſt dem dahinter liegenden Schlafz zimmer des Vladifa, welche Gemächer mit nicht eben glänzenden, aber doh geſhma>vollen Meubeln beſe6t waren, wie man ſie etwa in der Wohnung eines wohlhabenden Privatmannes ſieht. Das ſchlichte Billardzimmer hatte weiße Wändez die der andern

ſeinen beiden Gefährten, dem Ruſſiſhen Staatsrathe und Ruſſiſchen

Hofrathe. Zu dieſen genannten Gäſten in Cettigne noh die zwei

ſchon erwähnten Agramer Doctoren, mit denen ih doh wenigſtens no<

auf einige Stunden im Gaſthauſe zuſammen traf, und mich ſelbſt ge-

rechnet, belief ſih ihre ganze Anzahl auf ſieben Perſonen, welches für

die montenegriſche Reſidenz eine bis dahin faſt unerhörte Anzahl war. Ebel, Zwölf Tage a. Montenegro. 4