Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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iaren tapeziert. Der Schmu> des erſtern waren «nur Waffen; der der andern wenige Bilder und wiederum Waffenz aber lehtere von noch viel höherer Bedeutung, als die zuerſt erwähnten, da ſie meiſtens Siegestrophäen ‘von getödteten oder doch wenigſtens beſiegten türkiſchen Paſchas und ſonſtigen hohen Officieren waren. Diejenigen im Schlafgemache des Vladifa in einer langen Reihe an der Wand aufgehängt, waren die koſtbarſten; ein Paar Piſtolen darunter immer ſchöner als dasandere, ein Hangyar, ein Schwerdt reicher vergoldet und mit Edelſteinen ‘am Griffe beſegt als das andere, ſo daß man bei einem Schwerdtfeger wohl nicht eine ſolche Elite der ſchönſten damascirten Klingen zum Prunke ausgeſtellt fände, wie ſe hier, nicht lachend und lo>end, — aber bedeutungsſchwer und hin und wieder wohl noh mit Blutſpuren gezeichnet, vor das Auge traten. Als eine beſondere - Zierde pries man mir im Billardzimmer mehrere Büchſen von türkiſchen Linientruppen, Andenken an einen mit ihnen unternommenen glorreichen Kampf. In eben jenem Zimmer erinnerten Siegestrophäen der Montenegriner Über Kara Mahmud Paſcha von Scutari, ſein Degen, Schärpe und Patrontaſche daran, daß Hochmuth komme vor dem Fall. “Ex war es, der im Jahre 1796 allen Montenegrinern Vernichtung ge{woren und ſie mit unermeßlichen Schaaren beſiegen wollte. Allein eine Kriegsliſt und perſönliche Tapferkeit des verſtorbenen Vladika, des alten Peter Petrovich, der mit dem Schwerdte in der Rechten, dem Kreuze in der Linken ſeinen entrüſteten Kriegern voranzog, rettete das Land. Das blutige Haupt des Paſchas, der nach einer dreitägigen, mörderiſchen Schlacht blieb, wurde bald darauf von dem mit funkelnden Augen entzückten Kammerherrn in das Zimmer gebracht, mußte aber auf Befehl des Vladifa, der ſich ernſt davon wegwendete, ſogleich wieder fortgeſchafft werden. Der Vladika wäre der erſte, der ſeine ganze Autorität anwenden und den grauſamen Brauch des Kopfabſchneidens im Kriege verbieten würde, wenn es gegenwärtig {on in ſeiner Macht ſtände. Die Montenegriner ſehen ſich zu dieſer Erwiederung feindlicher Handlungsweiſe durch das Beiſpiel der Türken gezwungen und halten ſih von Gewiſſens wegen verpflichtet, ſo lange an ihren gefallenen Brüdern ein ſolcher Frevel begangen ird, denſelben durch ein, wo möglich, dreifach rächendes Opfer zu ver-