Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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gelten. Alle Unterhandlungen aber, die der Vladika mit den feindlichen Heerführern deshalb pflog, um die rohe That zu beſeitigen, blieben bis dahin fruchtlos.

Mit welcher Gewalt die Montenegriner gegen ihre Todtfeinde kämpfen, davon gab eine im Zimmer hängende Trophäe Beweis. Von drei albaneſiſhen Flinten, um die ſh mehrere Montenegriner mit mehreren Türken im Handgemenge geriſſen hatten, war - ein eiſerner Lauf zerbrochen und die zwei andern, bedeutend frumm gebogen, was noh mehr ſagen will. — Mit welcher Verſchlagenheit ſie ſich im Falle der Noth zu helfen wiſſen, bezeugte ein anderer Fall, den man mir mittheilte. Eine geringe Anzahl Montenegriner wurde nämlih nah einem größern Gefechte, plöblih von einer vielfah überlegenen Schaar Türken angefallen. Da das Feld offen war, konnten ſich erſtere hinter ihre gewöhnlichen Schußbmauern von Felſenblö>en nicht flüchten und “hätten deshalb einem unvermeidlichen Tode entgegengeſehen, wenn ſie nicht auf den Einfall gerathéèn wären, ſich aus den Leibern ihrer ſhon auf dem Schlachtfelde gefallenen Kameraden eine Schußwehr zu erbauen. Sie legten dieſelben theils ſchichtweiſe übereinander, theils ſe6ten ſie ſie aufgerichtet Mann für Mann nebeneinander hin, ‘und eröffneten nun hinter dieſer ſeltſamen Schanze aus ihren langen, ſelten fehlenden albaneſiſhen Flinten ein ſo Überlegenes Schüßenfeuer, daß die Türken ſtußig wurden und nah bedeutendem Verluſte ſich wieder entfernten. Jn der Bruſt einiger Leichname, welche die Schußwehr gebildet hatten, ſollen ſpäter gegen zwanzig Kugeln gefunden worden ſein.

Sieghafte Helden giebt es in Montenegro viele. Sie ent\ſproſſen meiſtens den edelſten Familien des Landes und durch ihre Auszeihnung berühmt, werden ſie gerne in Cettigne beim Vladika geſehen. \ Er erwählt ſie gewöhnlich für eine Zeitlang zu ſeiner nächſten Umgebung in einer Stellung, die wir nah unſern Vorſtellungen vielleiht am beſten mit der eines Kammerherren vergleichen könnten, welches Ausdru>s ih mi deshalb auch ſchon einige Male bediente. Wir müſſen nur nicht daran Anſtoß nehmen , daß dieſelben zugleich au Geſchäfte verrichten, denen ſih nur unſere ſogenannten Kammerdiener unterzieheit, wie z- B. bei den Mahlzeiten und bei ſonſtigen Gelegenheiten auf-

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