Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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linen Auges an die gefährlichen Kampfübungen des muthigen Knaben, damals noch Radoje (Raphael) Petrovich genannt, der ohne Auszeichnung, es ſei denn, dur größere Kühnheit - und Geiſtesüberlegenheit um Nieguſchi mit ſeinen gleichaltrigen Kameraden bei den weidenden Herden ſpielte, ohne noh zu ahnen, daß ihm einſt der Beruf werden würde, ein Hirte der Montenegriner zu werden. Nur ſein Oheim, der alte, greiſe Peter, damaliger Vladika von Montenegro, hatte ſchon lange ſeine Augen auf ihn gerichtet. *) Er ſorgte für ihn und ſeinen etwas ältern Vetter George durh eine vorzugsweiſe ſorgfältige Erziehung, die ſie beide in Petersburg empfingen, mehr aber noch ſchrieb er durch ſein leuchtendes Beiſpiel und ſeine guten Lehren die erſten Züge unwandelbarer Rechtlichkeit in das empfängliche Gemüth des Knaben. Als ſpäter George weniger Neigung zum geiſtlichen Stande zeigte, die Talente des jungen Radoje Petrovih ſi< aber immer vortheilhafter entwi>elt hatten, mögen endlich in Cettigne die weiſeſten Rathſchläge und Beſprechungen von Seiten des erfahrenen Peter über die wichtigſten Angelegenheiten des Landes den Jüngling hinlänglich vorbereitet haben, wür dig in die Fußſtapfen ſeines Vorgängers zu treten. Nicht ohne günſtige Vorbedeutung war die ſtattliche Figur Raphaels geweſen, die vereint mit allen übtigen hervorragenden Eigenſchaften ein angeſtammtes fürſtliches Blut leicht errathen ließ. Aber, wie mochte dem ſiebzehnjährigen Jünglinge zu Muthe geweſen ſein, als nun der geliebte Greis ſeine müden Augen {loß? Seine unerfahrene jugendliche Hand ſollte die Zügel einer Regierung übernehmen, welhe nah Außen hin der Gewalt der feindſeligſten Nachbaren Troß bieten und nah Junnen der natürlichen Willführ eines Freiheit athmenden Bergvolkes Schranken ſtellen mußte. Doch auh nah dem Tode noh hatte der weiſe alte Biſchof für den Frieden des Landes geſorgt. Gemäß ſeinem legten Wunſche erneuerte über ſeiner Leiche ganz Montenegro den Bund der Eintracht und \{<wur ein ſehs monatliches Feſthalten an der beſtehenden Ordnung und unwandelbare Treue dem

“) Jn der Familie der Petrovich iſt je6t die Würde des Vladika erblich. “ Jeder von ihnen beſtimmt noh bei ſeinen Lebszeiten ſeinen Nachfolger.