Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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den herrlih friſchen Morgen hinaus. Kreiſchend und ſ<werfällig bewegten ſi< Fuhrwerke in die Stadt, deren hohe Holzräder und ganze Aufmachung uns rechi leb-= haft zu Gemüte führten, über wel<he Transportmittel wohl vor tauſend Jahren unſere Altvorderen zu verfügen hatten. Scharen von Bettlern betrachteten uns als ho<willkfommene Beuteobjekte, Krüppel aller Art ſuchten dur recht kraſſe Zurſchauſtellung ihrer Leiden unſer Mitleid zu erregen. Emſig, aber ſ<hweigend bediente uns der Kawedſchi mit duftendem Tranke, mit Zigaretten und Tabak. Shreiend prieſen Händler aller Art auf der Straße ihre Waren anz dienſteifrig umſhwärmte uns ein junger Burſche in dex Hoffnung auf ein reichliches „ee fF Bakſchiſh. Kurz, es war ein Bild von ganz eigenartigen ê | Charätier, das ſi<h wie eine Wandelſzenerie da vor uns ; entrollte und uns recht lebhaft zum Bewußtſein brachte, das wir hier an der Schwelle eines dem „Europüer“

© faſt hermetiſh verſchloſſenen Landes uns befanden.

7 | In der Tat: die gebirgige, 100 Stunden lange und | 30 Stunden (Luftlinie) breite Skre>e Landes zwiſchen dem Pindusgebirge und dem Adriatiſchen Meere, iſt dem „Europäer“ eigentliÞh unbekannter wie die entlegenſten Gebiete Jnnerafrikas. Relativ ſo bequem zu erreichen von den Kulturzentren der Alten Welt aus, iſ es ſtaunens| wert, zu wiſſen, daß man an den zehn Fingern zweier | Hände die Leute abzählen kann, welche in dieſes Land * eingedrungen ſJind und ſi<h mit ſeinex Erforſchung be=ſchäftigt haben. Und doh lo>en hohe, ſhneebede>te Berge

\ den Hochtouriſten; wilde Waſſer, liebliche Täler, undurh=

| dringlih erſcheinende Wälder harren des Naturfreundes;

| unzählige Reeden und Buchten, ſo ſollte man meinen, eifern den Kaufmann an, dieſes Land zu erſchließen.

| 7 Und ein Volk bewohnt dieſes Land, das wie kein zweites lebt nah der Urväter Sitte, ein Volk ſtolz und kühn,

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