Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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mutig und verwegen, frei und frank ſich dem Fremdling |; gegenüber nur vor einem Gebote beugend — dem der | Heiligen Gaſlfreundſchaſt. War es nicht der Mühen und || Plagen einer Reiſe wert, zu verſuchen, die Seele dieſes | |

Volkes zu ergründen und ſein Land zu erforſchen ! ?

So ſprachen wir, als wir beim öſterreichiſchen Generalkonſul mit der Vitte vorſtellig wurden, uns vei der Ausrüſtung zu einer Reiſe ins Innere an die Hand zu gehen. Mit herzlicher Bereilwilligkeit ging Herr Generalfonſul Auguſt Kral auf unſer Anliegen ein; mit nicht genug anzuerkennender Freundlichkeit ſorgte er, daß es uns an nihts Nötigem mangele. Bis jedo<h alle Vor= bereilungen zu unſerer Expedition getroffen waren, ſuchten wir Skutari möglichſt gut kennen zu lernen.

Don Andrea Miedia begleitete uns zum hohw. Erzbiſhof von Sftutari, Mſgr. Pas qua le Guerini, Primas von Albanien. Die Laſt der neunundachtzig Fahre, die er auf ſeinen Schultern trägt, iſt ſpurlos an dieſem Kirchenfürſten vorübergegangen. Stolz und auf=recht empfängt er ſeine Gäſte und bedient ſie nah albaneſiſcher Sitte mit Kaffee und Zigaretten. Und dann erzählt er; erzählt vom Kaiſer Franz Joſef, den er geſchen und geſprochen, den er liebt und ‘verehrt; erzählt von Seiner Eminenz dem Kardinal Gruſha won Wien, von Sr. Exzellenz Weihbiſchof Dr. Marſchall, von ſo manchem Würdenträger des öſterreichiſchen Epiſkopats. So viele kennt er, ſo vielen iſt er in ſeinem langen und arbeitsreihen Leben begegnet. Und wie aus längſt entſ{<wundener, traumverlorener Heit klingt es, wenn er

von den Leiden der Kirhe in Albanien ſpricht, von | Zeiten, die überwunden Jind. Wohlberechtigte Genugtuung *

aber leu>tet aus ſeinen Augen, wenn “er dann hinüber weiſt zur Kathedrale von Skutari, die er erbaut hat, die er erhält.