Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſche Novelle von Hanns v. Spielberg. 167

Bockelmann beugte fich über ihn.

„Wie befindet Jhr Euch, lieber Herr?“ fragte er leiſe.

Erſt allmählig ſchien jener ſi in die Gegenwart zurii>= verſeßen zu fönnen, es war, als ob ſeine Augen forſchend im Gemach umhexrſchweiften und wie na< Verlorenen: ſuchten. Endlich erkannte ex wohl den Schultheißen und eriviederte mit müder Stimme:

„Jh danke Euch, Bo>elmann, mix wax ſehr wohl, ih glaube, i<h träumte von entſ<wundenen Tagen und verlorenem Glü>!“ Dann ſeßte er, wie ſich plöblich ſeiner Pflicht erinnernd, hinzu: „Iſt Alles in Ordnung draußen, Schultheiß ?“

„Macht Euch feine Sorge, edler Herr! Die Dänen halten Ruhe, und Dank Eurer kühnen That können wir der nächſten Zukunft beruhigt entgegenſehen !“

Der Komthux ſ{loß einen Augenbli> die Augen.

„Schultheiß,“ ſagte er dann und ſah ihn groß an, „Shr wißt, ih bin ein Mann und fann dem Tod ins Auge ſehen, ſeid offen zu mix, ih bitte Euch, ſagt mix, iwie es um mi< ſteht, es geht zu Raſte, nicht wahr?“

„Nicht doch, geſtrenger Herr, nicht doh, wer wird ſo ſeicht verzagen !“ :

„Shr wollt mir die Wahrheit nicht ſagen, ih fühle es. Aber thut Jhr’s auh dann nicht, wenn ih Euch ſ<wbre, daß das Leben für mich ſeit Jahren eine Laſt war, die ih zu tragen oft verzweifelte, daß ih den Tod wohl hundertmal geſucht und nicht gefunden habe?“

„hr redet unchriſtlich, lieber Herr. Wen driickte nicht

ſein Kreuz, dürfen wir deshalb unſer Leben von uns werfen?“