Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſche Novelle von Hanns v. Spielberg: 169

des Antliß mich wunderbar an ein einſtiges Gli, an ein Weib mahnt, das ih einſt heiß geliebt. Jh bitte Euch, laßt ſie in den wenigen Stunden, die mir no<h bleiben, um mich ſein! Fürchtet nicht, daß es das Gemüth des jungen Weſens verdüſtere — ih bitte Euch, gewährt mix meine lebte Bitte !“

Der Alte neigte bejahend das graue Haupt.

„Was Jhr wünſcht, lieber Herr, war ſchon erfüllt, ehe denn Jhr's ausſpraht. Hadwig ſaß heute Nacht be= reits an Eurem Lager, und fie ſoll um Euch fein, ſo= lange Jhr’s begehrt.“

Die kurze Unterredung ſchien den Verwundeten ſehr angegriffen zu haben, er entſ<lummerte wieder und lief ohne Unterbre<hung bis zum Abend. Als ex endlich auf einen furzen Augenbli> erwa<hte und Hadwig an ſeinem Lager ſah, flüſterte er ihr leiſe ein Wort des Dankes zu und ſchaute ſie an, wie man ein wunderthätiges Marien= bild betrachtet, dann ſt{loß er auf's Neue die Augen.

Die Nacht verging ruhig. Die Dänen verſuchten zwar gegen Morgen einen Anlauf auf das öſtliche Thor, die über die tödtliche Verwundung des Komthurs erbitterten Knechte ſchi>ten ſie aber mit blutigen Köpfen heim. Da= gegen zeigte fi<h in dex Frühdämmerung, daß die Feinde am Strande unmittelbar unterhalb der Burg, wo die Zrümmer des Wartthurms lagen, feſten Fuß gefaßt hat= ten, ſogar der Führer, jene Hünengeſtalt, die ſich ſelbſt als Svend Sure bezeichnet hatte, tauchte wiederholt dort auf und drohte mit geballter Fauſt nach der Burg hin= über. Ueberhaupt war in den feindlichen Linien große