Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſche Novelle von GEE v. Spielberg. 171

„I< danke Euch, Jungfrau, für dieſes lebte Wort, es thut mix ſo wohl, wie mix lange nichts gethan hat.“ Er lehnte das Haupt in die Kiſſen zurüE und bat ſie um einen Trunk, wie thn der Vater aus Wein und Kräutern für ihn gemacht hatte. Als Hadwig ihm das fühle Ge= tränf gereicht hatte, fuhr ex lebhafter fort: „Wüßt" ih, Jungfrau Hadwig, daß Euh das Reden eines wunden Mannes und eines wunden Herzens nicht unlieb iſt, möcht’ i< Euch eine Geſchichte aus meinem Leben ex= zählen, Nachdem ih meine Rechnung mit dieſer Erde abgeſchloſſen habe, wär's mix wohl eine Erleichterung, Euch, gerade Euch, Jungfrau, zu beichten, was mich einſt ſo glüéli<h und dann ſo unglü>kli<h gemacht hat.“

„Wenn Euch das Sprechen die kranke Bruſt nicht an= greiſt, Herr, ih höre Euch gerne zu.“

„Kun wohl denn! Es iſt eine einfache Geſchichte, wie fie auf der Welt viel tauſendmal vorkommt, die Geſchichte eines elenden Mannes, der das Glüdf feines Lebens ſ{<nöde von ſich geſtoßen und dafür ſeinen gebührenden Lohn ex= halten hat, die Geſchichte eines vertrauenden und ge= täuſchten Mädchenherzens. Gebt mir Euxe Hand, Had= wig, und exlaubt, daß i< ſie in der meinen halte, iſt's mir doh, als fönntet Jhr durch eine bloße Berührung den brennenden Schmerz meiner Bruſt lindern. Doch hört: J< bin der Sohn eines ſächſiſchen Edelmannes, dex zwiſchen Weſer und Elbe mäßig begütert war. Auf der Burg des Vaters wuchs ih auf, niht beſſer und niht ſ<le<ter als meinesgleichen; zwar lehrte dex Burg= __ftaplan mi faum die Kunſt des ‘Leſens und Schreibens,