Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſche Novelle von Hanns v. Spielberg. 177

Euch zu berichten, lieber Herr, daß der Däne wahrſchein=lich ſofort angreifen wird, ſie ſ{<leppen ſhon Sturmböcte und Leitern vor ihre Schanzgräben und ſcheinen ſi<h zu ordnen.“

Der Komthurxr richtete ſi<h ein wenig auf.

„Und i<h muß hier liegen, unthätig und fraftlos! Habt Jhr Alles wohl vorbereitet, ſind die Thore gut verſ<hloſſen, iſt au< Waſſer bereit, wenn ſie mit Brand=pfeilen ſchießen ſollten ?“

„Es iſt Alles geſchehen, was geſchehen konnte, Got wird toeiter helfen! Aber i<h muß Euch no< Eins be= richten. Seit einer Stunde ſchon ſind im Südoſten zwei Segler ſichtbar, die Kurs auf die Jnſel zu halten ſcheinen, aber wegen des widrigen Windes nicht heran können und nun jedenfalls die Abendbriſe benühen werden, um die Küſte zu erreichen. Noch iſt's nicht zu ſagen, ob es Freunde oder Feinde ſind, aber die Eile, mit der die Dänen zum Sturm ſchreiten, kann uns vielleicht ein gutes Zeichen ſein.“

„Nun, wie's au ſei, geht mit Gott in den Kampf, Schultheiß, er wird die Feinde nicht obſiegen laſſen !“

Bocelmann reichte ihm no< einmal die Hand, küßte dann mit einem herzlichen „Sorge niht um mi<, mein Kind!“ ſeine Lochter und ging eilends hinaus — im Hofe ſchallten bereits laute Kommandoworte, und Waffen= geflirr tönte herauf.

Dann ward es eine Viertelſtunde tiefe Stille, bis plöh= li ein lautes Toſen und Schreien von unten her erklang.

Bibliothek. Jahrg. 1884, Bd. IV, 12