Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

48 Klippen des Glüds.

fih ſein Bild im Herzen bewahrt und ihn gleich exfannt. Mag fie doch ihren Herrn Pehmayer pflegen, wir wollen uns niht zwiſchen ihn und ſie drängen.“

Erröthend richtete Eliſe ſi< auf; ein flammender Blick {raf Bertha, ihre Lippen bebten, aber ſie bezwang ihren Unwillen, ſie unterdrückte die bittere ihr auf der Zunge ſchwebende Antwort, mit einer Thräne im Auge wendete fie ſich ab, da umfaßte ſie Klara und tüßte ſie zärtlich.

„Weine nicht, Du liebe, liebe Eliſe,“ flüſterte die Kleine, fi innig an Cliſe anſchmiegend. „Mache der Boshaſten nicht die Freude, Dich dur ihre Worte getränkt zu fühlen.“ :

Auch Wangen fühlte ſi<h verlebt dux< Bertha's bos= hafte Bemerkung, unwillkürli<h mußte er zurü>denken an die unbehagliche Unterhaltung, welche ex vor wenigen Stunden mit ihr gehabt und in welcher er denſelben Toit gehört, denſelben Bli> geſehen hatte. Nicht ſo herzlich, wie ſonſt immer, war ſein Lon, als er erregt ſagte :

„Du ſollteſt in ſolchen Augenbli>ken nicht ſcherzen, Bertha! Komm, wir wollen Fräulein Lieschen nicht ſtören bei ihrem Werk der Barmherzigkeit, unter keiner beſſeren Pflege als der ihrigen können wir „den Unglück= lichen laſſen.“

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Egon erwachte aus einein langen, tiefen Schlafe. Er ſhlug die Augen auf, dabei fühlte er einen dumpfen Kopfſchmerz und zugleich ein brennendes Pri>eln an der Stirne; ex fuhr mit der Hand nah der ſchmerzenden Stelle, da traf dieſelbe auf einen feuchten Leinenverband,