Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

50 Klippen des Glücfs.

flucht. Nux Schritt für Schritt hatte er fahren fönnen, weil ex den Weg nicht zu erkennen vermochte und weil es dem einen Pferde zu ſ{<hwer wurde, den feinen offenen Wagen auf dem vom Plaßregen dur<weichten Lehmtvege fortzuſchleppen.

Fröſtelnd hatte ſi< Egon in ſeine Reiſede>e eingehüllt und fich do<h vor dem ſtrömenden Regen niht ſ{hüben fönnen, und dann — ex ſann nach — was geſ<hah dann? Ex erinnerte ſich eines lauten Aufſchreies, den ex gehört, eines Yeftigen Schmerzes am Kopf, den er gefühlt Hatte, weiter wußte er nichts. Und doh! Es lebten noch dunkle, unklare, verſ<hwommene Bilder traumartig in feiner Erz innerung! Fiel niht ein Lichtſtrahl ihm blendend ins Auge? Sah ex ſi< nicht in einem halbdunkeln Raum, umgeben von vielen Menſchen? Tauehten unter dieſen nicht alte bekannte Geſtalten auf? Beugte ſi< niht zu ihm, der nicht die Kraft beſaß, ein Glied zu regen, ein wunder= ſiebliches EngelZangeſicht nieder, ſchauten ihn niht aus dieſem zwei tiefblaue Augen mit einem Bli> an, aus welchem inniges Mitleid ſprah? War dies ein Traum? Wie oft hatte er in den leßten Fahren in ſeinen ſchönſten Träumen die zarte Elfengeſtalt geſehen, aber immer war es die Geſtalt eines no< an dev Grenze der Kindheit ſtehenden kleinen Mädchens geweſen, Lieschens Geſtalt, wie er ſie zuleßt geſehen und wie ſie unauslöſ{li< in feiner Exinnerung lebte. Wie merkwürdig hatte ſich plößlih das Traumbild verändert! Und do< waren die Züge des reizenden Geſichtes dieſelben, die ihm ſo theuer in der Er= innerung waren, nur entwi>elter und faſt noh ſchöner!