Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Roman von Adolph Strecfuß." 55

verwundetes Herz zu ſu<hen. Ein inniges Miktleiden mit dem Unglü>lichen, welchem ex die ſ{<önſte Lebenshoffnung geraubt hatte, erfüllte den gutmüthigen Wangen, zugleich aber fonnte er ſi< au< eines gewiſſen unbequemen Ge= fühls niht erwehren; er erinnerte ſi<h, daß ihn damals im Schloß Oſternau oft eine Regung der Eiferſucht ge= plagt hatte, wenn ex im Familienkreiſe Bertha und den Kandidaten zuſammen - geſehen, wenn er beobachtet hatte, mit welcher Bewunderung Bertha dem Geſange Pechmayer's lauſchte. Wangen war durch dieſe ſich kreuzenden Gedanken ſo ver= wixrt, daß er ſeinem Erſtaunen kaum Worte zu geben wußte. „Sie ſind Herr Egon v. Ernau?“ ſagte er endlich. „a, Herr v. Wangen,“ erwiederte Egon, unwillkürlich über das maßloſe Erſtaunen lächelnd, welches ſich in dem gutmüthigen Geſicht Wangen's ſo deutlich ausprägte. „Sie finden einen alten Bekannten unter verändertem Namen wieder. Sie ſollen von mix die natürliche Erklärung dieſer Metamorphoſe erhalten, dafür aber bitte i<h Sie, mix erſt zu ſagen, wo i<h bin, wie i<h hierhergefommen bin und was eigentlich mit mix vorgegangen iſt? J<h habe ſhon ver= geblih mein Gedächtniß angeſtrengt, es liegt für mich ein Schleier über den Vorgängen der vergangenen Nacht.“ Egon's Frage beruhigte Wangen, ex ſebte ſih an das Bett und erzählte in einfahen Worten, was er ſelbſt von ſeinem Juſpektor gehört hatte, er ſchilderte, in welcher ſchweren Sorge er und ſeine Frau geſhwebt hätten , einer Sorge, die jet glüclicherweiſe dur<h Egon's Wiedererwachen zum Leben gehoben fei.