Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

62 Klippen des Glüds.

ſprang auf, um ihm entgegenzueilen, fie konnte ihre inner Bewegung niht mehr bemeiſtern, ſie wollte in feinen Zügen leſen, welche Nachricht er bringe; aber ſ<nell nahm fie wieder ihren gewohnten Plas im Schaukelſtuhl ein, ein einziger Bli> Hatte genügt, fie zu beruhigen. Eine TodeSbotſchaft brachte er nict!

Mit einem Lächeln auf den Lippen betrat Wangen den Altan, ſein erſter Bli> traf Bertha, ſie ſaß in dem Schaukelſtuhl bequem zurü>gelehnt und wiegte ſich in dem= ſelben; ein großes Intereſſe nahm ſie wohl kaum an DeL guten Nachricht, die er brachte, um fo höher aber war Das Eliſens, es lag flar auêgedrü>t in dem fragenden Blicke, mit welchem ſie zu ihm aufſchaute, im Ausdru> tieſer Seelenangſt, den ihr liebes Angeſicht trug:

Wangen ni>te ihr freundlich zu. „Jhrem Pſlegling geht es vortrefflich, Fräulein Lieschen!“ ſagte er heiter. „Ex iſ zum Bewußtſein erwacht; feine Wunde hat, wie der Doktor verſichert, gar nichts zu bedeuten. Jebt iſt ex wohl ſchon beſchäftigt, ſi aus ſeinem Koffer mik neuer Toilette zu verſehen; in einer Viertelſtunde wird er ſi< den Damen mit einem Verband um die verz wundete Stirne, ſonſt aber als ein geſunder Menſch vor= ſtellen.“

Eine brennende Röthe überflog Eliſens Geſicht, eine Thräne rollte über ihre Wangen. Sie antwortete nict, ihr Herz war ſo voll, ſie fonnte dex Glüdfeligkeit, die ſie erfüllte, feine Worte geben, dafür aber jubelte Klara laut auf, ſie umarmte Eliſe und frohloÆend vief ſie: „O, nun iſt Alles gut! Nun wirſt Du niht mehr ſo bitterlich