Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Roman von Adolph Streſuß. 63

weinen, Du liebe, gute Eliſe, wie heute Morgen, als Dich Bertha rufen ließ !“

„Nein, zu Thränen iſ jeßt gar feine Veranlaſſung,“ fuhr Wangen heiter fort, aber im nächſten Moment wurde er ernſter und zu Bertha gewendet ſuhr ex fort. „Dix- bringe ih noch eine beſondere Botſchaft unſeres Gaſtes. Er wünſcht ſich Dix vorzuſtellen und Dix zu danken für die Aufnahme, welche ex in unſerem Hauſe gefunden hat. J< ſoll Dich auf ſeinen Beſuch vorbereiten.“

„Ein Beſuch des Herrn Pechmayer hat doch nicht ſolche Bedeutung, daß ih dazu einer Vorbereitung bedürfte,“ entgegnete Bertha, welche ſi<h wieder vollſtändig gefaßt hatte, mit ſpöttiſhem Lone. „Herr Pechmayer ſcheint die große Meinung, welche ex früher von fich ſelbſt hatte, no< nicht verloren zu haben.“ :

„În dieſem Falle hat ex einigen Grund zu dem Wunſche, daß i< Dich auf ſeinen Beſuch vorbereite, der Dich ſonſt jedenfalls und vielleicht niht ganz angenehm überraſcht Haben würde, denn Herr Pechmayer wünſcht ſi<h Dix in ſeiner wahren Geſtalt, ohne die Maske, die ex in Schloß Oſternau getragen hat, unter ſeinem wahren Namen als unſer fünſtiger Nachbar, Herx Doktor Egon v. Ernau vox= zuſtellen!“

„Er iſt es. Jch wußtees längſt!“ ſagte Eliſe unwillkürlich.

Die Wirkung, welche dex Name Ernau auf Bertha au3übte, war zauberhaft. Sie verlor ihre erzwungene Selbſtbeherrſ<hung ganz und gar, ſie ſprang auf und mit flammenden Augen ſchaute ſie zuerſt ihren Gatten und daun Cliſe an.